Sonja Hasler im Gespräch mit Ria Lehmann und Andreas FreimüllerRia Lehmann und Andreas Freimüller erzählten aus ihrem Leben und ihrer Arbeit. Mit verschiedenen Themen, von der Ukraine-Flüchtlingskrise über das Gesundheitswesen bis zu einer Zukunftsvision für Amden, lockte Moderatorin Sonja Hasler die beiden aus der Reserve.
Von Urs Roth aus der Ammler Zitig Nr. 293 vom Januar 2023 Zwei interessante Persönlichkeiten stellten sich am Abend des 19. Dezember vor versammeltem Publikum den Fragen von Sonja Hasler. Zum einen Ria Lehmann, seit 1991 in Amden wohnhaft, von der Moderatorin bei der Vorstellung als «Zugezogene» bezeichnet, zum anderen Andreas Freimüller, der «Weggezogene», der seine Kindheit in Amden, im «Bienenheim» verbracht hatte. «Amden persönlich» nannte der organisierende Kulturverein den Anlass, und einiges Persönliches haben die beiden an diesem Abend von sich erzählt. Ria Lehmann, begeisterte Taucherin und Mutter von zwei erwachsenen Kindern, ist 62 Jahre alt und kam 1982 aus Holland die Schweiz. Aufgewachsen sei sie in einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb mit Schweinen und Kühen in Holland, erzählte sie. Als ausgebildete Operationsfachfrau sei es in ihrer Jugend schwierig gewesen, in ihrem Heimatland eine Stelle zu finden. In der Schweiz hingegen seien Leute wie sie gesucht gewesen, und so sei sie im Spital Uznach gelandet, wo bereits drei ihrer Landsfrauen beschäftigt gewesen seien. Der 52-jährige Andreas Freimüller hat drei Kinder und ist in Amden aufgewachsen. «Er führt einen Kampf für eine bessere Welt», stellte ihn Sonja Hasler vor. Mit seiner Firma «Campax» führt er Kampagnen «zu den wichtigen Fragen unserer Zeit», immer mit dem Ziel, friedliches Zusammenleben zu fördern und die Umwelt zu schützen. Dabei mag jene Aktion besonders in Erinnerung geblieben sein, bei der er mit seinen Leuten an der Felswand beim Chapf ein riesiges Transparent angebracht hat, als Donald Trump 2017 mit seinen Helikoptern zum WEF nach Davos flog. «Damals habe ich Andreas zum ersten Mal gesehen», erklärte Ria Lehmann auf die Frage der Moderatorin, «und zwar im Fernsehen.» Freimüller, der mutige Aktivist Verwegene, zum Teil gefährliche Aktionen und Situationen begleiteten Andreas Freimüller vor allem in jungen Jahren. Bei «Greenpeace» erlebte er Dinge, die ihm durchaus Angst eingeflösst haben, wie er zugab. So kletterte er auf das heutige WTO-Gebäude in Genf und wollte im Meer vor dem russischen Murmansk versenkten Atommüll dokumentieren. Trotz Warnung der russischen Küstenwache fuhren sie weiter, bis sie buchstäblich einen Schuss vor den Bug erhielten. «Wir taten dann so, als wäre unser Motor defekt, und die Russen schleppten uns nach Murmansk ab», erzählte er und fuhr fort: «Der Schlepper gab den Geist auf und das – schwere, metallene – Zugseil sank und zog unsere beiden Schiffe zusammen. Wir setzten unseren Motor wieder in Betrieb, ein zweiter Schlepper kam und so schipperten wir zu dritt der russischen Küstenstadt entgegen, wo ich schliesslich ins Gefängnis musste. Das war 1992.» Angesprochen auf sein Engagement für die Ukraine-Flüchtlinge, erklärte Andreas Freimüller, wie es ihm gelungen ist, Betten für die Flüchtlinge zu organisieren. Das Ergebnis auf seinen Aufruf sei überwältigend gewesen. Schon nach kurzer Zeit habe er 50'000 Betten präsentieren können, schliesslich seien es dann 120'000 gewesen. «Warum machst du solches?», so die Frage der Moderatorin. «Weil ich es kann», so die einfache Antwort. Manchmal sei er selbst überrascht, wenn etwas gelinge. «Doch wir alle können eigentlich viel mehr, als wir uns zutrauen. Man muss es nur wagen.» Als Projekte der – nahen und fernen – Zukunft erwähnte er den offenen Brief von «Campax» an Albert Rösti, den neuen UVEK-Vorsteher, mit der Frage, ob er als Bundesrat die Klima-Berichte des IPCC als Arbeitsgrundlage anerkenne und ein entsprechendes Bekenntnis abgebe. Und den Bau einer «Maschine», die in einer Art künstlicher Intelligenz Aufschluss darüber geben soll, wer von Bundesparlamentarierinnen und -parlamentariern am meisten macht. Lehmann, bei Operationen mit dabei Ria Lehmann, die Mutter von zwei erwachsenen Kindern, ist in einer Bündner Privatklinik als Operationsfachfrau tätig. Da liegt es auf der Hand, dass sie von der Moderatorin zu dieser Tätigkeit befragt wurde. An ihrem aktuellen Arbeitsort würden rund 800 Operationen im Jahr durchgeführt. Sie selbst sei vor allem für das Organisatorische zuständig, unter anderem, dass die erforderlichen Hilfsmittel bereitstehen. Als Operationsfachfrau erlebe man sicher auch Dinge, die man nicht so schnell vergesse. Wie sie damit umgehe, wollte Sonja Hasler wissen. Ging es auch schon mal um Leben oder Tod? «Eigentlich sollte es nur ums Leben gehen», so die coole Antwort von Ria Lehmann. Doch ja, sie habe mal den Tod einer Mutter bei einer Geburt miterlebt. «Das ging mir nahe». Ob er auch schon bei einer Operation dabei gewesen sei, ging die Frage an Andreas Freimüller. «Ja, beim Kaiserschnitt bei einem meiner Kinder. Das ging recht rabiat zu und her. So sehr, dass ich hinaus musste und einfach nur weinte.» Das nicht ganz alltägliche Hobby von Ria Lehmann ist das Tauchen. Auch darüber wusste sie einiges zu erzählen. So zum Beispiel von der Begegnung mit einem Hai im Roten Meer. «Unsere Gruppe hatte das Verhalten in solch einem Fall gerade trainiert», sagte sie. Man müsse senkrecht und bewegungslos im Wasser stehen bleiben. In ihrem Fall, dem Ernstfall, habe sie das getan, sei jedoch abgetrieben worden und habe das, ohne sich zu bewegen, nicht verhindern können. «Nun, der Hai hat dann zum Glück das Interesse an mir verloren und sich davon gemacht». Ein anderes Mal sei ihr Ehemann Paolo in eine Strömung geraten und er habe den Kontakt zu ihr und dem Tauchschiff verloren. «Glücklicherweise konnte er eine Boje setzen und sich mit einem Notsignal bemerkbar machen», erklärte sie. «Als ich mit meinem Guide zurück auf das Schiff kam, hatten sie ihn dort bereits geortet und jenseits des Riffs haben wir wieder zusammengefunden.» «Nicht jedem Löli hinterherlaufen» Einig waren sich Ria Lehmann und Andreas Freimüller, als Sonja Hasler das Gespräch auf das Thema Tourismus lenkte. Mehr Tagestourismus für Amden lehnen sie ab, die aktuelle Infrastruktur lasse das nicht zu. Andreas Freimüller geht noch einen Schritt weiter: Man könnte sich überlegen, sich in Amden nicht ausschliesslich auf den Tourismus zu fixieren, vom Tourismus wegzukommen, auf ein anderes «Geschäftsmodell» zu setzen. Einig waren sie sich auch bei der Frage, was sie ihren Kindern mitgegeben haben beziehungsweise mitgeben werden: Respekt vor dem Mitmenschen. Eigene Persönlichkeiten werden. Nicht wie Schäfchen jedem «Löli» hinterherlaufen. Über Sonia Hasler Sonja Hasler studierte Germanistik, Theologie und Psychologie in Bern und in San José (Costa Rica). Sie arbeitete unter anderem als Sportredaktorin und bei der Nachrichtenredaktion beim Schweizer Radio SRF, ebenso als Gesprächsleiterin beim Tagesgespräch. Während sieben Jahren war sie als Moderatorin der Sendung Rundschau beim Schweizer Fernsehen tätig, während fünf Jahren bei der politischen Diskussionssendung Arena. Sieben Jahre lang moderierte sie die Gesprächssendung Persönlich auf Radio SRF 1. Zurzeit ist sie zu hören in der Morgensendung bei Radio SRF 1 als Morgenproduzentin. Sonja Hasler besitzt ein Haus an der Heiggenstrasse im Arvenbüel und ist im Winter auch als Skilehrerin in Amden tätig. In Amden sei es einfach «cheibe schön», sagt sie auf die Frage der Ammler Zitig, warum sie Amden als Feriendomizil gewählt habe. Sie schätze die Nähe zu ihrem Wohnort, den See und die Berge, überhaupt die liebliche Landschaft. KulturAmden im Gespräch mit dem Apfelflüsterer Klaus GersbachPortrait: Klaus Gersbach ist Obstbauexperte Ing. FH und Mitbegründer von FRUCTUS, der Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten, die er bis 2015 präsidierte. Während 34 Jahren leitete er die kantonale Fachstelle Obst am Strickhof in Lindau ZH. Da ihm der Erhalt alter Obstsorten besonders am Herzen liegt, konnte er als Ausbildner viele junge Menschen für den Beruf als Obstbauern begeistern. 2017 erhielt Klaus Gersbach eine ganz besondere Anerkennung. Die Stiftung Lotte und Willi Günthart- Maag verleiht jährlich den Dr. Rudolf Maag- Preis von 15000 Franken an Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise um die Pflege und Förderung der Pflanze verdient gemacht haben. Im, von herrlichen Apfelduft erfüllten, Gallus-Saal fanden sich rund 30 Fans der vielfältigen Frucht ein. Dies um entspannt, gespannt dem Vortrag von Klaus Gersbach zu lauschen. Schmunzelnd beantwortete uns Klaus Gersbach einführend folgendes: Den Dr. Rudolf Maag-Preis von 15000 Franken ist für ihn ein willkommener Zustupf, um, wie könnte es anders sein, weitere, nachhaltige Obstbau-Projekte zu fördern. Der Apfel ist ursprünglich keine heimische Frucht. Am Anfang war der kleine, sehr saure Holzapfel und dieser war bereits um 10000 vor Christus in Zentral-und Westasien beheimatet. Die Hauptstadt des heutigen Kasachstan, namens Almaty heisst übersetzt „Grossvater des Apfels“ Der Weg von „ Apfels“ Urheimat bis nach Europa war noch weit. Der süsse Apfel, den wir kennen, wurde erst in der Antike von Griechen und Römer kultiviert. Erst mit den Feldzügen der Römer um 100 vor Christus kam der Apfel in Nordeuropa an. Im gesamten Rheintal wurden bereits im ersten Jahrhundert nach Christus fleissig Äpfel angebaut. Dennoch blieb die Frucht noch bis in die Neuzeit ein teures Herrschaftssymbol. Äpfel galten über Jahrtausende als Sinnbild für Reichtum, Liebe, Fruchtbarkeit und heute ist der Apfel unsere alltäglichste Frucht. Alte Obstsorten erhalten heisst in die Zukunft investieren. Damit auf den Einsatz von Pflanzenschutzmittel beinah oder ganz verzichtet werden kann, sind für den Hochstamm-Obstbau robuste Obstsorten von unschätzbarem Wert. Alte Obstsorten enthalten wertvolles Erbgut und sind damit ein wichtiger Teil der Biodiversität / das Sorge tragen der Bienen im Besonderen. Das Erbgut spielt genau darum bei Neuzüchtungen eine herausragende Rolle. Zum Vermehren oder zum Erhalt, der Veredelung einer Sorte lassen sich Obstbäume pfropfen. Diese Technik, so Klaus Gersbach, sei erwiesenermassen gute 4000 Jahre alt. Auch mangelnde Fruchtqualität, ungenügende Reifezeit, Krankheitsanfälligkeit können Gründe sein, um an Obstbäumen Korrekturen durch Pfropfen vorzunehmen. Dies funktioniert allerdings nur unter artverwandten Obstbäumen. In Amden begegnet man manch einem alten, knorrigen Apfelgewächs. Doch auf der Suche, fand sich im Hofstettengebiet ein spezieller, wackerer Hochstämmler, mit französischer Abstammung; ein „Jakob Lebel“ aus dem französischen Amiens. Dort wurde 1825 der Apfelsämling zufällig von einem Jakob Lebel entdeckt und kultiviert. Das frostharte Holz der robusten Sorte ermöglicht einen Anbau bis in höhere Lagen. Dieser besonders saftige Franzose ist ein hervorragender Wirtschaftsapfel. Das Probieren der vielfältig angebotenen Apfelsorten sorgte für unerwartete Überraschungen Ein unscheinbar kleiner Gelbgrüner schmeckte hervorragend, während ein fast königlich erscheinender grosser, glänzend roter Apfel eher flach im Geschmack daher kam. Abschliessend genossen wir gemeinsam die kreative Vielfältigkeit von Apfel- Getränken. Lieber Apfelflüsterer Klaus Gersbach Vom Apfel bezaubert danken wir Ihnen für den genussvollen, eindrücklichen, lehrreichen Abend. Was das Heranwachsen zur Hölle macht von Alexandra Greeff, Südostschweiz Die Künstlerin Sarah Elena Müller ist jung und steckt voller Ideen. Bei einem Besuch in ihrem Heimatdorf Amden las sie aus ihrem ersten Romanprojekt «Jungbürgerhölle». Zudem musste sie sich den kecken Fragen einer weiteren Exil-Ammlerin stellen.
«Kann ich Dir auch einfach Sarah sagen?» Das war die erste Frage von Kathrin Bischofberger an die junge Künstlerin. «Ich kenne dich als Sarah Müller. Darf man dich jetzt, da du den Kulturförderbeitrag des Kantons St.Gallen erhalten hast, nur noch Sarah Elena Müller nennen?» Bischofberger teilt mit der jungen Künstlerin ein Stück gemeinsame Schulzeit. Sie war deshalb vom Verein Kultur Amden angefragt worden, ob sie die Moderation für den Literaturabend im Primarschulhaus übernimmt. «Das ist für mich natürlich eine grosse Ehre», so die Pädagogin. Sie wusste die ihr zugeteilte Aufgabe humorvoll anzupacken und zeigte viel Geschick darin, die junge Künstlerin mit den richtigen Fragen aus der Reserve zu locken. Ihre Eltern seien vielleicht der Meinung gewesen, dass der Name Sarah Müller «doch nicht so knackig» sei, gab die junge Künstlerin zurück. Sie hätten sie wohl aus diesem Grund mit zwei Vornamen bedacht. Und die Kunstschule sei «sensibel» in Bezug auf Namen. Sie höre aber natürlich immer noch auf den Namen Sarah Müller, Kulturförderpreis hin oder her. Vielfältiges Schaffen Und was war ihre erste Reaktion auf den Kulturförderpreis? Die Künstlerin musste nicht lange überlegen: «Ich war einfach nur erstaunt.» Wie andere Kunstschaffende auch sie habe immer wieder Anfragen und Bewerbungen verschickt – und genauso häufig Absagen erhalten. Irgendwann merke man sich diese gar nicht mehr. Man vergesse sie gleich wieder, vielleicht, weil man sowieso mit einem negativen Entscheid rechne. Als dann der persönliche Anruf gekommen sei mit der Mitteilung, dass sie den Kulturförderpreis des Kantons St.Gallen bekomme, sei sie einfach nur baff gewesen. Bald kamen dann aber die ersten Gedanken zum Erwartungsund Repräsentationsdruck, den der Förderpreis mit sich bringen wird. «Damals habe ich zum ersten Mal in meinem Leben mein Hemd gebügelt», gestand die Künstlerin. Im sonstigen Leben ist die Künstlerin nämlich recht unkompliziert und flexibel, zumindest was ihr Wohn- und Arbeitsumfeld betrifft. Sarah Elena Müller ist 1990 geboren und in Amden aufgewachsen, seither haben sie ihre Ideen und Projekte herumgetrieben. So habe sie zum Beispiel kein GA, sondern ein Auto, damit sie immer mal wieder zügeln könne. Auch in Bezug auf das künstlerische Schaffen lässt sich die Künstlerin nicht gerne festlegen und geht vielfältigen Projekten nach. Seit ihrem BachelorAbschluss in Fine Arts 2014 an der Hochschule der Künste Bern beschäftigt sie sich mit Literatur, Musik, Audiound Videoproduktion, Hörspielen, Schreiben und Performance. Zurzeit ist sie im Atelier «Sattelkammer» in Bern stationiert und schreibt an ihrem Erstlingsroman «Jugendhölle», der demnächst herauskommt. Mittlerweile ist sie froh, dass sie sich der Sprache verschrieben hat und nicht gemäss ihrem Kindheitstraum ComicZeichnerin geworden ist. «Die Sprache ist wandelbar, schnell, nicht fix. Sie liegt mir mit meiner Ungeduld viel besser als Comics zu zeichnen.» Das Heranwachsen als Hölle «Und wie definierst du Kunst?», stellte Bischofberger die lang erwartete Frage, um sie dann gleich wieder zu verwerfen – wohl im Wissen darum, dass Müller nicht gerne Wertmassstäbe setzt und Kunst lieber als Haltung verstanden wissen will. «Nein, diese Frage lassen wir aus, lassen wir stattdessen deine Lesung sprechen.» Das war die Aufforderung an die junge Künstlerin, die Spannung im Publikum endlich zu brechen und aus dem Roman «Jugendhölle» vorzulesen. Darin beschreibt Müller das Erwachsenwerden aus der Sicht eines Kindes, eines Mädchens, einer jungen und fortlaufend alternden Frau, die von ihrem Umfeld fremdbewertet wird und Fragen stellt. In anschaulichen Situationen zeigt sie, wie die Meinungen des Umfelds die junge heranwachsende Frau verformen, und spinnt ein dichtes Netz von Gedanken und Gefühlen. Gezeigt wird zum Beispiel ein Kind, das auf der vorderen Stuhlkante sitzt und auf ein Wort der Erwachsenen wartet, auf das es etwas erwidern kann. Ein Kind, das die Erwachsenen darüber fachsimpeln hört, was für seine Entwicklung gut ist und keine Möglichkeit hat, Aussagen zu berichtigen und sich zu erklären. Oder ein Kind, das zwei Pipi-Worte sagen möchte, sich aber nicht getraut, den Wortschwall von zwei Männern zu unterbrechen – sodass es nicht anders kann, als sorgfältig Tropfen für Tropfen auf Vaters Hose zu träufeln. Müller überzeugte das Publikum mit originellen sowie skurrilen Ideen und regte die Zuhörer dazu an, Bewertungen und Meinungen zu hinterfragen und aufzulockern. Ein guter Tipp zum Ende «Diese Lesung ist anders als andere. Sie können leider kein Buch oder sonst was kaufen», schloss Bischofberger den Literaturabend ab – «Jugendhölle» erscheint ja erst demnächst. Sie hatte aber eine andere Marketingidee, die sie der jungen Künstlerin gleich zum Vorschlag machte: «Wie wäre es, wenn du den Roman in kleinen Häppchen veröffentlichst? Dann sind die Leser immer neugierig auf die Fortsetzung. Und für dich ist schon mal vorgesorgt.» amden meets: Harald Atmannspacher am Samstag 19. DezemberGut 50 Besucher lauschten dem Wissenschaftler Harald Atmanspacher zu, der seit einigen Jahren in Amden lebt. Auf der Einladung schrieb er:
„Mit Leib und Seele“, so sagt man ja, wenn jemand ganz bei der Sache sei, ohne Ablenkung, voll konzentriert. Aus der Sicht von Philosophie und Wissenschaft ist es bis heute unklar, wie die beiden eigentlich zusammenhängen. Erst seit etwa 30 Jahren gibt es eine Reihe von Forschungsprojekten, die sich damit beschäftigen und kleine Fortschritte gemacht haben. Harald begann seinen Vortrag mit dem französischen Philosophen und Mathematiker René Descartes, der 1619 mit dem Satz „cogito ergo sum“ („ich denke, also bin ich“) berühmt wurde. Er postulierte eine strikte Trennung zwischen Geist und Materie. „Ich ziehe den Geist aus der Materie. Die strikte Trennung von Geist und Materie lässt sich sofort wiederlegen, da unsere Gedanken unseren Körper beeinflussen. Gedanken können Stress auslösen, was sich in Schweissausbrüchen zeigt. Die Nobelpreisträger Pauli und Jung erarbeiteten eine gemeinsame Vorstellung: es gibt eine unteilbare Realität, die über der Materie oder dem Geist steht. „amden meets“ mit Prof Peter Fricker am 5. NovemberDer Geologe Prof Fricker erzählte von seiner Expedition im Sommer 1960 zur Insel Axel Heiberg im Norden Kanadas, knapp 1000 km entfernt vom Nordpol. Die Insel ist so gross wie die Schweiz, aber ohne Einwohner. Das Team hatte ein eigenes kleines Flugzeug mit grossen Ballon-Pneus. So konnte man auch auf einer Geröllpiste starten und landen. Oft wurde Fricker irgendwo auf der Insel abgesetzt für die Erstellung von geologischen Karten. Trotz spärlichem Nahrungsangebot und grosser Kälte im Winter können viele Tiere dort überleben, u.a. die grossen Moschusochsen.
Trotz garstigem Wetter fanden sich etwa 20 interessierte Zuhörer im Cafe Schärli ein und lauschten dem vielseitigen Wissenschaftler. Später arbeitete Fricker für die NASA als Geologe für Mondgesteine. «amden: meets», KFOR Einsatz in Kosovo am 5. JuniZu Beginn der Veranstaltung referierte Kathrin Bischofberger über die geschichtliche Entwicklung des Staates Kosovo. Niclole Kundert und Lucca Gmür berichteten dann über ihren KFOR Einsatz in Kosovo. Seit 1999 entsendet die Schweiz Soldaten in das Krisengebiet. Nicole absolvierte 2006 eine 3 monatige Ausbildung und verpflichtete sich anschliessend für einen 6 monatigen Dienst im Kosovo. Sie war Personalchefin und verantwortlich für Personalführung, Ferienplanung und Kommunikation mit Pristina und der Schweiz.
Lucca arbeitete nach der 3 monatigen Ausbildung 2012 für 6 Monate im Kosovo. Als Fachmann arbeitete er im Brückenbau, der Brückensanierung und im Gerüstbau. Auch wurde er ausgebildet auf Baumaschinen und dem Abbau von Strassensperren. Beide würden ihren Einsatz wiederholen – ein besseres Kompliment für die KFOR Organisation gibt es nicht! Es war ein spannender Abend mit viel Publikum. Gefährliche Einsätze der KFOR Truppe existierten; nähere Informationen unterliegen aber der Geheimhaltung. Amden persönlich – Haus am Fallenbach - 3. SeptemberDer Verein Kultur Amden organisierte am 3. September ein Treffen in diesem stattlichen Haus, das wie ein Thron auf dem Hügel oberhalb der reformierten Kirche steht. Die Sicht auf Amden, den Walensee und die Berge ist einmalig. Nahezu 20 interessierte Leute bestaunten das grosse, renovierte Haus mit dem gepflegten Garten. Wir wurden herzlich empfangen durch HeidiMaria Stauber und Reinhard Nesper, die uns mit einem reich gedeckten Tisch und einer grossen Auswahl von Getränken verwöhnten.
Ihr grosses Haus, das sie gemeinsam pflegen, möchten sie öffnen für Veranstaltungen wie Ausstellungen, Konzerte, Film- und Leseabende. Auch Seminare mit dem Fokus Meditation, Psychotherapie, Trommeln, Gesang, Stein/Holzarbeiten sind vorgesehen, zum Teil bereits durchgeführt. Wisi Thoma erzählte Details über die Geschichte dieses Gebäudes. Das Haus wurde etwa 1928 von Herrn Guhl aus dem Berner Oberland erbaut und diente als Kinderheim für 25 Kinder. Hinter diesem Haus fand die erste Skischule von Amden statt. Herr Guhl war auch dessen erster Präsident. Später beherbergte das Haus Drogenabhängige. Nach weiteren Wechseln des Besitzers übernahmen Reinhard Nesper und HeidiMaria Stauber 1998 dieses Haus. Es war ein interessanter Nachmittag mit vielen Gesprächen. Nochmals besten Dank für die Gastfreundschaft und für die Bereitschaft, das Haus zu öffnen für Menschen und Kultur. Amden persönlich – Frau Dr. Elisabeth SulserEs war ein interessanter Nachmittag, der bei den 70 Besuchern gut angekommen ist. Das Giebelzimmer im Kurhaus Bergruh war voll besetzt.
Am Anfang überraschte Thomas Angehrn unsere „Doktori“ und die Gäste mit folgenden 3 Gegenständen: - Mit dem alten Doktorköfferli, mit dem sie bei den vielen Hausbesuchen in Amden unterwegs war. - Mit einem „Rölli“ (Fasnachtsutensilie) aus der March für die alte „Märchlerin“. Früher war sie an der Fasnacht in Amden damit unterwegs. - Je 100 gr. vom milden und rezenten Tilsiter, ihrem Lieblingskäse. Elisabeth Sulser ist in Tilsit (Ostpreussen) geboren. Beim einstündigen, unterhaltsamen Gespräch ging es um folgende Themen: Auswanderung ihres Grossvaters von der March nach Ostpreussen; Aufbau eines grossen Molkereibetriebes durch Grossvater und Vater; Zerstörung und Wiederaufbau des Betriebes im 1. Weltkrig; Geschichte von Ostpreussen; Kindheit, Jugend- und Studienzeit von Elisabeth Ebnöther; Wie lebte man als Auslandschweizer im 2. Weltkrieg in Ostpreussen; Familie am Kriegsende alles verloren; Flucht zu Fuss und im Treckwagen in die Nähe von Hamburg; Rückreise im Konvoi in die Schweiz – Basel – Quarantäne in Genf – Luzern – Toggenburg; Erfüllung Kindertraum mit Landpraxis in Weesen und Amden im Konsum, Grossgaden und Ruestel; Hausmitteli vom „Munggäöl“ bis zur berühmten „grünen Salbe“, welche primär der Tierarzt verordnete; Hausbesuche ohne Strassen im tiefen Schnee; Unterschiede zwischen Patienten von Weesen und Amden – Keine; Bekanntschaft mit den alten Herren der russischen Garde (KK = kaiserlich königlich, Handkuss) im Flüchtlingsheim Pelikan-Weesen; 1991 – nach dem Zerfall der Sowjetunion - erster Besuch in der alten Heimat Ostpreussen; Die „Doktori“ an der Ammler-Fasnacht und beim Chlausen mit dem Kapuzenmantel von Pfarrer Dürr. Zum Abschluss las die „Sulseri“ 3 Geschichten aus ihren Büchlein, welche zum Schmunzeln verleiteten. Anschliessend gemütlicher Ausklang in der Cafeteria Kurhaus Bergruh. Allen Spaziergängern fällt das merkwürdige Chalet auf zwischen dem Restaurant Paradiesli und der Kapelle in Betlis. Der Garten ist voller Figuren, die aus dem Boden hervorschauen oder sich in Gebüschen verstecken oder auf den Bäumen hängen. CD Scheiben, die mit einem Faden an Büschen befestigt sind, funkeln je nach Sonnenschein und Wind in ganz verschiedenen Farben. Wohnt ein Spinner hier mit komischen Ideen? Nein, nein hier wohnt die ganz liebenswürdige Frau Rosmarie Nüssli. Sie hat sich freundlicherweise bereit erklärt, uns ihren „Zaubergarten“ zu zeigen.
Rosemarie Nüssli ist Kinderärztin und hat später noch Kinder Psychiatrie studiert. Sehr eindrücklich war ihr Aufenthalt im Vietnam Krieg, wo sie verletzten Kindern half. Beeindruckt hat sie die ganz einfachen Spielzeuge, die aus Holz, Steinen oder Abfall gefertigt wurden. Dies hat sie inspiriert, ihren Garten auch so zu schmücken. Ihre Kunstwerke sind nicht perfekt; sie sollen auch nicht! Perfekt ist eher langweilig und man kann daran nichts mehr ändern! Liebevoll wurden wir verwöhnt mit Speis und Trank. Die Brötchen auf dem Fabeltierrücken mit Blumensträusschen auf den Ohren waren schon speziell. Liebe Rosemarie, nochmals herzlichen Dank! Anschliessend führte uns Frau Nüssli durch ihren Zaubergarten, zeigte und erklärte uns die verschiedenen Figuren. Frau Margrit Kramis unterhielt uns auf dem Klavier mit Stücken, die auch Frau Nüssli gelernt hat – vielen Dank Margrit! Unter der Rubrik „Amden persönlich“ hat der Verein Kultur Amden eine Institution gegründet, bei der wir interessante Ammler, Gäste, Freunde und ehemalige Bewohner zu Wort kommen lassen. Patrick Lo Giudice ist eine interessante und sehr kreative Person. Er wohnt seit einigen Jahren mit seiner Frau Patrizia im Chloos in einem originell umgebauten Ammler Bauernhaus. Am Sonntag 9. November pilgerten etwa 15 Ammler ins Atelier in Niederurnen. Herzlichen Dank den Gastgebern, die uns mit Kaffee, Wein, Sekt und vielen Snacks begrüssten. Patrick stellte vor einigen Jahren seine speziellen Wachsbilder im Museum Amden erstmals vor. Ein grosses und wunderschönes Bild hat er dem Museum geschenkt, welches den Aufgang zum Obergeschoss schmückt. Ein sehr eindrückliches Wachsbild befindet sich im neuen Anna Göldi Museum in Mollis. Seine spezielle Technik, Bilder in Wachstechnik zu malen, ist einmalig. Patrick hat etwa 7 Jahre getüftelt, bis er grosse und homogene Wachsbilder formen kann, die den Witterungseinflüssen standhalten. Die Ausstrahlung der Bilder ist speziell, faszinierend und mit einer seltsamen Tiefenwirkung. Bei der Vernissage in Mollis betrachtete ich die verzweifelte und traurige Anna Göldi mehrere Minuten lang; die Stimmung des Bildes überträgt sich sehr kraftvoll auf den Betrachter. Die Bilder von Patrick berühren und lösen Gefühle aus, wie dies auch bei Musik, in der Natur oder bei der Begegnung mit anderen Menschen geschieht. Dies ist nicht selbstverständlich, es gibt auch oberflächliche Bilder, Musik und Menschen! Patrick stellte uns seine neusten Werke vor: wunderschöne Wachsbilder von Frauen. Wieder stellt sich dieses seltsame Gefühl ein, wenn man die eindrücklichen, geheimnisvollen Gesichter betrachtet. Was denken sie gerade, was beschäftigt sie? Diese 5 Frauengestalten sind Teil seines neuen Projektes: „Die 13 Apostolinen“ – zur Ehre und Huldigung der Frauen. Wir sind gespannt auf die Vernissage im nächsten Jahr! |
Kategorien
All
Archiv
April 2024
|