Der Homo Luxus und die NachtWir machen die Nacht zum Tag. Mit künstlichem Licht verlängern wir unsere Tage, mit Beleuchtung versuchen wir Sicherheit zu erreichen. Wir haben vergessen, dass Natur und Mensch nachts nur dann Ruhe finden, wenn es wieder dunkel wird. Der Respekt gegenüber allem Leben erfordert natürliche Dunkelheit.
Lichtverschmutzung, also zu viel künstliches Licht zur falschen Zeit am falschen Ort, sind Mitgründe für das weltweite Insektensterben. Fluginsekten sind lichtempfindlich und werden von künstlichen Lichtquellen angezogen wie von Staubsaugern und fehlen dann in ihrem Lebensraum. Dieser Effekt ist mittlerweile gut bekannt. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass der Staubsaugereffekt auch unter Wasser gilt und dass die derzeitigen Strategien zur Verringerung der Auswirkungen der Lichtverschmutzung nicht weit genug gehen, um aquatische Insektenarten zu schützen. Da der «Nutzen» der nächtlichen Beleuchtung aber auf bestimmte Orte und Tätigkeiten beschränkt ist, würden alle Arten profitieren, wenn die Lichtverschmutzung reduziert würde und Dunkelkorridore (beispielsweise städtische Parks) konsequent dunkel blieben und neue Dunkelinseln in der Stadtlandschaft etabliert würden. «Für den Schutz von Fluginsekten wird empfohlen, den Blauanteil des Lichts zu reduzieren, dies hilft aber nicht den Wasserinsekten. Daher wäre es für die Beleuchtung an Gewässern sicher sinnvoll, sich auf andere Massnahmen zu konzentrieren – beispielsweise die direkte Beleuchtung von Wasseroberflächen generell zu vermeiden sowie die Beleuchtungsintensität und Dauer gewässernaher Bereiche massiv zu reduzieren. Zum Thema, welche Beleuchtung und wie viel Licht noch zu verantworten ist, beantwortete Herr Bodenmann kompetent unzählige Fragen der Anwesenden. Referent: Roland Bodenmann, Lichtplaner, Vorstandsmitglied DARK SKY SWITZERLAND Organisation Erika Schärer Die Geschichte und Entwicklung des Fli in einem BildervortragNach zweimaligem Verschieben war es endlich so weit: Rösli Ackermann, Präsidentin von Kultur Amden und zugleich Referentin, durfte rund siebzig erwartungsvolle Gäste in der Speerhalle in Weesen begrüssen; erfreulich viele unter ihnen aus dem Fli Amden. Dessen Geschichte erwachte im folgenden Vortrag zum Leben, reich illustriert mit Dokumenten aus Archiven und Zeitungen, mit Bildern aus alter und neuer Zeit, mit Übersichtstabellen und -karten, und immer wieder gespickt mit Erinnerungen von Zeitgenossen aus dem Fli.
Die Zuhörer erfuhren, dass «Fli» das keltisch-römische Wort für «Ebene oder Ebnet» ist, und dass es unter dem Namen «Flia» erstmals in einer Besitzurkunde des Damenstifts Schänis erwähnt wurde. Dieses Kloster (814-1811), im Mittelalter kirchliches, wirtschaftliches und gesellschaftliches Zentrum des Gasterlandes, war Grundeigentümerin des Flyhofs, dem Landwirtschaftsbetrieb, der das ganze Grundstück östlich des Flibachs umfasste. Dies führte zur späteren Kirchengenössigkeit der Bewohner zu Amden und dazu, dass das Gebiet 1815 der Gemeinde Amden zugeteilt worden ist. Die Geschichte der Gasthäuser und Gewerbebetriebe erzählt vor allem die Geschichte der Menschen im Fli, der Flianer, welche im Sog der politischen und wirtschaftlichen Ereignisse und der technischen Errungenschaften die Landschaft im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts prägten. Der aufmerksame Gang durchs Quartier führt an historischen Gebäuden vorbei, und Namen wie Sagebach und Sägeweg, Mülistrasse und Berolinastrasse erinnern an Früher. Immer schneller drehte sich das Rad der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die zunehmende Mobilität und das Näherrücken zur Stadt beschleunigte die Bautätigkeit und das Wachstum der Bevölkerung – auch im Fli, wie die Statistik eindrücklich demonstriert. Der bäuerliche, etwas «verschlafene» Weiler, früher im Schatten des Weltkurortes Weesen gelegen, entwickelte sich zum heute durchaus ebenbürtigen, dicht besiedelten Seequartier der Gemeinde Amden. «Es ist zu hoffen, dass dieses auch in Zukunft in seiner mediterranen Schönheit und Lebensqualität erhalten bleibt!» dies der Wunsch der Referentin zum Abschluss. Vorschau: Im 1. Quartal 2022 ist der 2. Teil der Fligeschichte geplant mit den Themen Verkehrswege zu Land und zu Wasser, Strassenbau, Naturkatastrophen und Steinbrüche. Kultur- und Kunstgeschichte am Beispiel von Amden und Weesenmit Martin Schregenberger, Architekt und Denkmalpfleger, St. GallenDie Corona-Pandemie hat auch dem Veranstaltungskalender von Kultur Amden zünftig zugesetzt. Seit einem Jahr mussten fast alle Veranstaltungen abgesagt werden.
Dem Vorstand war bewusst, dass unsere meisten Mitglieder mit einem Zoom-Meeting noch unvertraut waren. Deshalb wurde auf den 17. Mai 2021 ein „Trainingslauf“ offeriert. Schliesslich konnte unser erster Zoom-Vortrag mit Komplimenten für die technisch tadellose Vorbereitung und ohne Probleme durchgeführt werden. Von Martin Schregenberger wurden u.a. thematisiert: Der erste urkundliche Hinweis von Papst Alexander III. aus dem Jahre 1178 zu Amden „Andimo monte“. Die ominöse Gasterländer Landsgemeinde vom 2. Mai 1847 in Schänis mit dem anrüchigen Ausgang für die stimmberechtigten Männer aus Amden, die den Weg für den Sonderbundskrieg frei machte. Der kärgliche Broterwerb aus der Land- und Alpwirtschaft, ab dem 19. Jh. das aufkommende Handwerk, wie Weissküferei, Schindel-, Gabel- und Rechenmacherei und ab dem 20. Jh. der Fremdenverkehr. Die Lebensreformer-Bewegung um Josua Klein im Grappen, die 1903 zum zweitgrössten Grundbesitzer mit Liegenschaften im Grappen, Port, Würzen, Bächli, Eich, Zand, Faren bis Betlis avancierte und in Amden vom Himmel auf Erden träumte. Das kühne Bergbahnprojekt Weesen-Amden-Speer und die monumentalen Tempelbauprojekte entlang dieser neuen Bahnstrecke zwischen Weesen und Amden. Amden als „Monte Verità am Walensee“, das zahlreiche Künstler anzog, so: Siedlungsarchitekt und Tempelbauer „Fidus“ Hugo Höppner; die Maler Hermann Huber, Willi Baumeister, Albert Pfister, Oskar Schlemmer, Johannes Iten, Otto Meyer, der den Ort zu seinem Namen machte und als einziger bis 1928 in Amden blieb. Die intensiven Briefkontakte zwischen Otto Meyer-Amden und Oskar Schlemmer, später Meister am Bauhaus in Dessau, wo auch Gunta Stölzl als erste Meisterin der Weberei wirkte. Gunta Stölzl, die 1965 mit ihrem Mann Dr. Stadler im Untersellen-Amden ihr Ferienhaus bauten und es bis zu ihrem Tod gerne nutzten. Amden als Rückzugs- und Arbeitsort des international anerkannten Kunstkritiker Ehepaares Sigfried und Carola Giedion-Welcker; er mit Schwerpunkt Architektur und sie mit Malerei und Literatur. Im Ferienhaus im Hinterstein-Amden entstanden bedeutende Werke. Martin Schregenberger hat es ausgezeichnet verstanden, aus dem Thema eine interessante, spannende Geschichte zu machen. Exkursion ins Kaltbrunner-Riet, Samstagvormittag, 3. Oktober 2020 |
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