Komische KnochenRichard Hirzel - So heisst Pic mit bürgerlichen Namen nach und dessen Künstlername übrigens von keinem geringeren abgeleitet ist als vom berühmten Pic-asso! Das Publikum durfte Pic, der einst vom Profifussball träumte, zu unserem Glück aber Künstler geworden ist, für einmal nicht als Pierrot, Pantomimen oder Clown, sondern vorab als Autor seines vor etwa drei Jahren erschienen Buches „Komische Knochen“ erleben.
Einer von Pics Berufskollegen hat einmal gesagt: „Wir verwenden Zeit und Energie, um neben unserer Muttersprache noch weitere Sprachen zu lernen. Fremdsprachen müssen nicht gelernt werden, aber wir kommen weiter, wenn wir sie beherrschen... Es ist unerklärlich, warum wir nie die Zeit haben, unsere Primärsprache, nämlich die Sprache unseres Körpers, zu verbessern.“ Diese Worte stammen vom unvergesslichen Pantomimen Samy Molcho. Noch näher an das Thema heran führt der berühmte zenbuddhistische Lehrer Eugen Herrigel in seinen Hinweisen über japanische Schauspielkunst, wenn er erklärt, worum es bei dieser geht und was den Zuschauer in seinen Bann zieht. Denn sie stützt sich nicht auf die Macht des Wortes, sondern auf das Schweigen und verhaltene Bewegungen, um uns so den Geist, die Gefühle, die Stimmungen hinter den Erscheinungen zu erschliessen. Bei einem ebenfalls weltbekannten Pädagogen für Körpersprache, Schauspiel und Pantomime, dem Franzosen Jacques Lecoq, hat Pic vor über 40 Jahren denn auch sein anspruchsvolles Handwerk erlernt: an dessen Ecole Internationale de Théâtre in Paris. In deren Mittelpunkt stand, angelehnt an uralte Praktiken der darstellenden Kunst wie der Commedia dell’arte, die Bildung des „sprachlosen“ körperlichen Ausdrucks. Zu ihren Schülern gehörten auch andere erfolgreiche Schweizer Künstler wie Christoph Marthaler oder Mummenschanz, so wie 20 Jahre früher Dimitri beim Pantomimen Marcel Marceau. Geboren wurde Richard Hirzel 1949 in Kreuzlingen am Bodensee als jüngstes Kind eines Kunstmalers und einer Schneiderin, und aufgewachsen ist er in St. Gallen. Bereits als 17-Jähriger trat Pic als Pausenfüller auf und mit 20 Jahren brachte er zusammen mit seinem Bruder Fritz, einem Journalisten und Schriftsteller, sein erstes Programm mit Pantomimen und Clownnummern in der Kellerbühne St. Gallen heraus. Von 1972-74 liess er sich an Lecoqs Schule ausbilden, erarbeitete dann sein zweites Programm und ging damit durch mehrere Länder auf Gastspielreisen. Als politisch engagierter Künstler gründete er 1975 als Bürgerinitiative zur Erhaltung des abbruchgefährdeten Dammquartiers beim Klosterviertel der Gallusstadt den Volkszirkus „Pic o Pello“ mit 100 Mitwirkenden. 1977-78 folgte mit „Le Grand Gogo“ sein nächstes Programm, das ihn u.a. an die Berliner Festwochen und auf eine Afrikatournee brachte. Den grossen Durchbruch schaffte Richard Hirzel 1980, als er in den damals kriselnden deutschen Zirkus Roncalli berufen wurde, dem der Schweizer Kabarettist Emil finanziell unter die Arme griff und dem Pic als Artist zu einer langen Blüte verhalf. Während der Saison 1983 und 1991 war Pic als Clown mit dem Zirkus Knie unterwegs. Dazwischen und nach dieser Zeit entstanden weitere abendfüllende Programme und gastierte er damit in vielen europäischen Städten und bekannten Theaterhäusern - so in den Kammerspielen München und Hamburg und im Wintergarten Berlin. 2001 und 2002 wurde Pic mit 700 Vorstellungen zum eigentlichen Zugpferd im Jubiläumsprogramm des Zirkus Roncalli. Nicht vergessen seien sein Mitwirken an internationalen Zirkus- und Clownfestivalen sowie seine Arbeit als Filmemacher, Maler, Buchautor. Der Abend mit Pic hat überrascht, beflügelt und verzaubert. Comments are closed.
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April 2024
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