Interaktive Präsentation der Wasserversorgung Amdenaus der Ammler Zitig Nr. 290 zur Verfügung gestellt und verfasst von Urs Roth
Dass man nur den Griff am Wasserhahn bedienen muss und dann sauberes Trinkwasser herausläuft, ist für viele selbstverständlich. Wieviel dahinter steckt, zeigte sich an einer Veranstaltung von Kultur Amden. «Interaktive Präsentation der Wasserversorgung Amden» hiess der Anlass, zu welchem der Verein Kultur Amden am 17. September in den Saal Amden einlud. Heinz Wickli und Wendelin Böni boten einen interessanten Einblick in die Wasserversorgung Amden. Heinz Wickli, der während Jahrzehnten mit seinem Ingenieurbüro die Wasserversorgung Amden begleitet hat, machte sich zu Beginn einige grundsätzliche Gedanken zum Wasser und blickte zurück auf die Geschichte der Wasserversorgung Amden. «Wir sind in einer komfortablen Lage, was das Wasser betrifft», erklärte er. Während wir bei der Stromversorgung, so wie es derzeit aussehe, auf eine Mangellage zusteuerten, müssten wir uns über das Wasser keine Sorgen machen. Nachdenklich mache allerdings, dass über 2,2 Milliarden Menschen auf der Welt keinen direkten Zugang zu Wasser hätten. Strom für 110 Haushaltungen Zur Geschichte der Wasserversorgung Amden erwähnte Heinz Wickli einige Eckdaten und Ereignisse. Die Gründung, damals noch als «Wasserversorgung Mattstock/Leistkamm», geht auf das Jahr 1950 zurück. «Ich habe grosse Hochachtung davor, was die Leute damals vor über 70 Jahren geleistet haben», so Heinz Wickli. Die Aufgaben nahmen im Lauf der Zeit zu, wurden komplexer, und so ging die Wasserversorgung im Jahr 1996 auf die politische Gemeinde über. Die Bachwasserfassung am Beerenbach musste man aufgeben, weil die Reinheit des Wassers nicht mehr gesichert war. Umstritten war während Jahren die Frage, ob Vorkehrungen für einen Wasserbezug von Weesen bei Notsituationen getroffen werden sollten. Vor einigen Jahren sei dieses Projekt dann umgesetzt worden. Die Druckleitung zwischen Weesen und Amden dient, wenn sie nicht für die Lieferung von Wasser gebraucht wird, dem Antrieb einer Turbine im «Tafeli», wo Strom produziert wird. Überhaupt – auch bei verschiedenen anderen Reservoiren werde die Tatsache, dass Wasser auf natürlichem Weg zufliesst, für die Stromproduktion genutzt. Insgesamt produziere die Wasserversorgung 550'000 Kilowattstunden pro Jahr, was etwa dem Strombedarf von 110 Haushaltungen entspreche. Stollenquellen bringen den Hauptanteil Wendelin Böni ist seit 25 Jahren Brunnenmeister der Gemeinde Amden. Im Rahmen der nachfolgenden interaktiven Präsentation erzählte er viel Wissenswertes und Interessantes über die Wasserversorgung Amden (von der Wasserversorgung Amden nicht betroffen sind die Gebiete Fli und Betlis – Fli wird von Weesen versorgt und Betlis verfügt über ein eigenes System). Insgesamt bestehen 19 Quellen, 13 Kilometer Quellenleitungen, 33 Kilometer Hydrantenleitungen und 47 Kilometer Hauszuleitungen. Die Quellen Brunnenegg/Hasenboden, Stollen und Strichboden/Gäudig liegen oberhalb des Dorfgebietes, Schwarzenegg/Rinderbäch und Looch oberhalb des Arvenbüel. Diese beiden Systeme sind insofern miteinander verbunden, als die drei Reservoire Mittenwald, Käsern und Mennweg auf der genau gleichen Höhe liegen und das Wasser so auf natürlichem Weg auf die drei Reservoire verteilt wird. Im Mittel bringen die vier Systeme insgesamt über 2'700 Liter pro Minute, wobei die Stollenquellen mit über 2’000 Minutenliter obenaus schwingen. Diverse Pumpen sorgen dafür, dass das Wasser im Bedarfsfall bis zum Reservoir Rossack auf 1'400 m.ü.M. gepumpt werden kann. Hohe Qualitätsanforderungen Zentrales Element für die Steuerung ist die sogenannte Fernwirkanlage. Brunnenmeister Wendelin Böni kann vom PC aus, ja sogar von seinem Handy aus, auf die Anlage zugreifen, die nötigen Daten über den Zufluss, die Wasserqualität, den Füllstand und den Abfluss abholen, Pumpen und Turbinen in Betrieb nehmen oder abstellen. «Für mich als Landwirt war das zu Beginn eine echte Herausforderung», sagte er an der Präsentation. Sein Glück sei, dass die Anlage zu Beginn noch kleiner gewesen sei und er bei der Ausweitung stets mit dabei gewesen sei. «An die Wasserqualität werden hohe Anforderungen gestellt», erklärte Wendelin Böni. Die Anlage sorgt dafür, dass das Wasser, sobald es einen bestimmten – «sehr strengen» – Wert überschreitet, «verworfen» wird, wie es heisst. Das heisst, es fliesst an der Wasserversorgung vorbei direkt in die Gewässer. Das war zum Beispiel zum Zeitpunkt der Veranstaltung so, als es stark regnete und das Wasser trüb war. Automatisch setzte die Zufuhr von Wasser ab Weesen ein. Dass im Übrigen Quellen nicht verunreinigt werden, dafür sorgen Schutzzonen rund um die Quellfassungen, wo – in einem sehr engen Bereich – das Land eingezäunt ist und – etwas weiter gefasst – das Ausbringen von Gülle verboten ist. Eine wichtige Aufgabe der Wasserversorgung ist, sicherzustellen, dass bei einem Brandfall genügend Löschwasser zur Verfügung steht. Zu diesem Zweck ist eine Löschwasserreserve vorhanden, die ausschliesslich der Feuerwehr für die insgesamt 126 Hydranten zur Verfügung steht und für keinen anderen Zweck angezapft wird. Aus diesem Grund leistet die Gebäudeversicherung an die jeweiligen Bauprojekte der Wasserversorgung namhafte Beiträge. Ein hoher Standard Der letzte Teil der Veranstaltung führte die Gäste ins Reservoir Mennweg. Nicht ganz ohne Stolz zeigte Wendelin Böni das saubere Innere der Anlage, die der Wasserverbraucher normalerweise nicht zu Gesicht bekommt. «Von Seiten des kantonalen Lebensmittelinspektorats wird uns attestiert, dass unsere Anlage einen hohen Standard aufweist», sagte er. Manch einer der Gäste mag zum Schluss gekommen sein, dass hinter der Tatsache, dass man zu Hause stets einwandfreies Trinkwasser zur Verfügung hat, eine enorme Aufgabe steckt. Und dass die Aufgabe des Brunnenmeisters wohl eine der wichtigsten Aufgaben in der Gemeinde überhaupt ist. Comments are closed.
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