Frölein Da Capo begeistert das Publikum mit ihrer «Ein-Frau-Show Ein Durcheinander aus Kabeln, vielerlei Geräten und Instrumenten herrscht vor Beginn auf der Bühne. Neben Trompete, Posaune, Eufonium und Schlagzeug steht ein Tischchen mit Keyboard, einem altertümlichen Kassettenrecorder, Notizbuch und einem Stapel Bücher. Am Boden, vielleicht das wichtigste, ein Loopgerät. Und dann öffnet sich der knallrote Vorhang - und hervortritt der Star des Abends: Frölein Da Capo, mit bürgerlichem Namen Irene Brügger. Singend, spielend, zeichnend, reimend, witzig und riesig charmant tanzt die Künstlerin virtuos durch das zweistündige Abendprogramm im Gemeindesaal Amden.
Von Rösli Ackermann Sie hätte die coronabedingte «Kunstpause» der letzten zwei Jahre für den Besuch eines show-wissenschaftlichen Fachlehrgangs genutzt und gelernt, wie man dem Publikum ein ordentliches Spektakel bietet. Und das tut sie denn auch. Sie nimmt einen einfachen Rhythmus mit einem Klick auf das Loopgerät auf und lässt ihn weiterlaufen, um mit der Trompete eine Melodie anzustimmen, und auf diesem musikalischen Gerüst baut sie mit oder ohne Gitarrenbegleitung ihre Lieder und Geschichten auf – mal jazzig, mal volkstümlich, mal lässig poppig, mal im Country Style oder wehmütigem Blues. Und diese Geschichten haben es in sich: Die Tücken des Alltags, haarscharf beobachtet und erfrischend liebenswürdig und kreativ erzählt, mit viel Liebe zum Detail und dem Blick für’s Absurde – immer schön verpackt in einprägsame Reime. Sie bringen das Publikum zum Schmunzeln und immer wieder zum herzhaften Lachen. Den Anfang macht ein verträumtes Liebeslied. Wunderbar «schmalzig» und einlullend, bis man ernüchtert realisiert, was hier angebetet wird und neben dem die Sterne verblassen – das ist das Smartphone. Oder, die Schwierigkeit eine Parkplatzgebühr zu bezahlen, ohne Bargeld und Twint, und der Polizistin mit der Busse näher als die nächste Bank. Dies sei ein Beitrag zum Lädelisterben, wie Da Capo lakonisch bemerkt. Erheiternd zu erfahren ist auch, was männliche und weibliche Mücken so alles treiben gegenüber der geplagten Menschheit, aber auch in Bezug auf ihr eigenes Äusseres: Eitelkeit pur auch im Tierreich - fantasievoll illustriert auf der Leinwand. Und, dass «Nein-Sagen» gelernt sein will, zeigt die Dessertbüffet-Episode: Welche Schmach, wenn der liebevoll selbstgebackene, aber leider etwas hart geratene Kuchen auf dem Büffet stehen bleibt und man am Ende mit halbem «Schoggi-Stein» wieder abziehen muss, während andere triumphierend die leeren Teller vorweisen. Die Worte «schön – blöd – Winter», spontan eingebracht von einem Heidi aus dem Publikum, werden mühelos zum Gedicht und als Winter-Blues vertont, bevor das Frölein unter tosendem Applaus in die Garderobe entschwindet. Ernster, intimer und heisser wird’s im zweiten Teil des Programms. Nach der anschaulichen Illustration der Proportionen des menschlichen Körpers an der bekannten Skizze des «Leonado Da Capo» - etwas verschämt, mit dem Feigenblatt an der richtigen Stelle – geht’s direkt ins eheliche Schlafzimmer. Wer hat schon gewusst, dass sich der lästige Graben zwischen den beiden Matratzen ganz einfach mit einer «Liebesbrücke» aus Schaumstoff schliessen lässt? Und ... die Fortsetzung wird musikalisch höchst anschaulich erörtert. Nicht weniger turbulent ist die Zaubershow mit viel Hokus Pokus, Trommelwirbel und dramatischer Musik, und zum Vorschein kommt – aus den Tiefen ihres schulterfreien Petticoat-Kleides - die gesuchte Flöte. Das folgende «hochdeutsche Herbstgedicht» ist ein besonderer Leckerbissen. Es erzählt die Geschichte der beiden benachbarten Ehepaare Klein und Gross, ihre unkeuschen Gedanken und Wünsche und welch’ hinterhältig-boshafte Szenen sich zwischen ihnen abspielen, von der Künstlerin direkt und fortlaufend in präzisen Filzstiftstrichen und träfen Bildern gezeichnet, um das Geschehen gleichzeitig in Gedichtform zu rezitieren – unnachahmlich! Nach mehr oder weniger tiefsinnigen Betrachtungen über Eltern und Kinder, über «Alteri Teili» und die Nutzlosigkeit der Apps gegen das Vergessen, weil man das Passwort bereits vergessen hat, folgt das fulminante Finale: ein Blitz-Kleiderwechsel vom züchtigen Frölein-Look mit Hochsteckfrisur zur mondänen Diva mit bodenlanger Glitzer-Robe und wallender Mähne und ein stimmgewaltiger Abschieds-Song. Mit Zugabe und riesigem Applaus endet die wunderbare, manchmal auch wundersame, unterhaltsame Reise. Geschichten, Dialektgedichte, Wortspielereien und Musik Nach dem fakultativen Nachtessen im Restaurant Rössli, Amden, erwartete die rund zwanzig anwesenden Gäste ein ganz besonderes Dessert: Geschichten, von Tony Ettlin humorvoll vorgetragen, virtuos begleitet und musikalisch erzählt durch «Air Collage», mit Marcel Roth auf dem Akkordeon und Markus Tinner auf der Klarinette. Die Freude an der Sprache, die Lust am Erzählen von Geschichten, die berühren, ein Schmunzeln auslösen und zum Nachdenken anregen, war von Beginn weg spürbar bei Tony Ettlin, der sich selbst als «Schreibender» bezeichnet, aber auch bei den beiden Musikern.
Den Einstieg machten Texte aus der Jugend des Autors in Stans, oder präziser, in der «Freien Republik Schmiedgasse» in Stans. Die Geschichte über die allgegenwärtigen Mehlkäfer in der elterlichen Bäckerei weckte in manch’ einem der Zuhörenden Erinnerungen, und die träfen Namen einzelner Quartierbewohner oder die abschliessende Lektion in Nidwaldner Deutsch demonstrierten auf eindrückliche Art die schweizerische Dialekt-Vielfalt. Fantasievolle Wortspielereien, sogenannte Anagramme, mit einem Augenzwinkern lustvoll vorgetragen sind eine besondere Spezialität des Autors. Aus KULTURVEREIN AMDEN wurde DAMEN VERULKTEN URI / TAUMELN IN DER KURVE / EIN RAUM VERDUNKELT / ENTE RUND UM KLAVIER. Oder, etwas komplizierter, KULTURVEREIN AMDEN: WAS IST KULTUR? wandelte sich in VERTRAU DEM WLAN: LIQUEUR IST KUNST! / WER KUESST DUR-KLAVIATUR IM TUNNEL? ... Aus dem täglichen Leben berichteten die Kurzgeschichten nach der Pause, zum Teil in überspitzter Form und oft mit überraschender Pointe: Tiefgründig aber immer wieder gut für ein leises Schmunzeln und hin und wieder auch ein herzhaftes Lachen. Sie wurden von den beiden Musikern eingeleitet, mit Tönen untermalt und einfühlsam mitgestaltet oder gar ohne Worte einzig mit eigenwilligen Melodien und dem virtuosen Spiel von Akkordeon und Klarinette «erzählt». Beeindruckend. Einige Kürzest-Geschichten rundeten den zweistündigen Vortrag ab. Geistreich, kurzweilig und humorvoll: Ein gelungener Abend! Comedian Stefan Büsser entzückt seine Ammler Heimat Fast ausverkauft ist der Saal Amden beim Auftritt von Comedian Stefan Büsser. Der Zürcher kommt im Bergdorf an. Wohl auch, weil Büsser Ammler Wurzeln hat – und diese immer wieder zum Thema macht. Obschon der Zürcher Comedian Stefan Büsser letzten Freitag zum ersten Mal Amden besucht, ist es eine Art Rückkehr. Denn Amden ist Büssers Heimatort. Deswegen gab es eine Spezialaktion: Über 30 Ammler Büsser-Familien wurden angeschrieben. Sie erhielten vergünstigte Tickets für den Auftritt ihres Namensvetters. Als Büsser die Bühne betrat, fühlte er sich dennoch zu einer Entschuldigung gezwungen. «Tut mir leid, dass ich euren Namen so in Verruf gebracht habe.» Damit hatte er die ersten Lacher auf seiner Seite. 220 sehen zu – und machen mit 220 Zuschauer füllten den Saal Amden. Nur wenige Plätze blieben frei. Wer sich in seiner Zuschauerrolle aber zu sicher wähnte, wurde eines Besseren belehrt. Immer wieder interagierte «Büssi» mit dem Publikum, stellte Fragen und stellte den einen oder anderen – auf sympathische Art und Weise – bloss. So gab es neben dem Comedy-Programm «Masterarbeit», welches hauptsächlich der Fernsehsendung «Der Bachelor» gewidmet ist, immer wieder Fragerunden. Dabei wollte das Ammler Publikum unter anderem wissen, welche Bachelor-Kandidatin die dümmste sei? Oder: «Kriegst du eigentlich Geld von den Fernsehmachern, weil du regelmässig über ihre Sendung Witze reisst?» Büsser musste wegen der direkten Fragen selber lachen und entgegnete: «Eure Fragen sind unter der Gürtellinie oder drehen sich um Geld – ich muss einfach ein Ammler sein.» Der Austausch mit dem Publikum wertete die Show auf und ist die wohl grösste Stärke Büssers: seine Schlagfertigkeit. Daran hatten die Ammler selber ihren Teil beigetragen. Büsser sagte nach dem Auftritt, dass die zahlreichen Zuschauerfragen qualitativ sehr hochwertig gewesen seien. Er habe deswegen diesen Teil bewusst länger gestaltet. «Die Fragerunden sind ein Risiko. Wenn sie aufgehen, sind sie aber richtig geil», sagt Büsser. Die Neugierde Wer sich in seiner Rolle als Zuschauer aber zu sicher wähnte, wurde eines Besseren belehrt. des Publikums belohnte Büsser mit Details zu den Rekrutierungsmassnahmen von Bachelor-Kandidatinnen, respektive Bachelorette-Kandidaten. Zudem erfuhr das Publikum, dass auch Büsser selber schon angefragt wurde, als Bachelor Rosen zu verteilen. Er habe jedoch dankend abgelehnt. Bauchredner begeistert Zu Büssers Showprogramm gehörte ein Auftritt des Komikers und Ostschweizer Radiomoderators Chäller. Dieser knüpfte an der Leistung des Hauptacts an und holte gar einen Ammler auf die Bühne. Die Lacher im Publikum hielten auch bei Chällers Bauchrednerkünsten an. Nach der Show war Büssi für seine – vor allem jüngeren – Fans noch für einen Schwatz zu haben oder posierte für Selfies. Etwas geschafft vom rund zweistündigen Auftritt sagte er, bevor es ans Aufräumen ging: «In Amden aufzutreten, hat sich echt gelohnt.» von Fabio Wyss, Linth Zeitung
Schluss bei Kurzschluss Von Rita Rüdisüli Es braucht eine gute Mischung von Gleich- und Wechselstrom, Spannung, mehr Widerstand und viele Lämpli. So erklärt der begnadete Geschichtenerzähler Flurin Caviezel sein Programm Kurzschluss.
Die Aula des Primarschulhauses in Amden ist voll am Samstagabend, 10. November 2018. Flurin Caviezel unterhält mit seinem Programm «Kurzschluss» noch viel besser, als von der Kultur-Präsidentin Rösli Ackermann angekündigt. «Ob die Geschichten wahr oder nicht wahr sind, sie sind verblüffend, hintergründig und mit viel Humor gewürzt», erklärt sie einleitend. Caviezel seinerseits ist erstaunt ob der heutigen Art der Menschen, die sogar nach verlorenen Wahlen und Tiefpunkten im Leben noch freundlich und glücklich sind (oder das zumindest behaupten). Verlieben ist ein Kurzschluss zwischen Kopf und Herz, erklärt er weiter. Die Hormone geraten für sechs Monate in Stress, dann geht es in Liebe über oder ist ganz aus. «Doch auch das ist in der Schweiz wohl kantonal geregelt», ergänzt er schmunzelnd. Seinen Berufsstand als freischaffender Kabarettist und Musiker erklärt er einfach: «Freischaffend heisst schaffen, wenn die andern frei haben!» Sein Freund Niculin darf auch in den Szenen von Kurzschluss nicht fehlen. Der BaldPensionär Niculin will einen Film drehen über Schellen-Örsli, Heidi und den GeissenPeter. Eines sei dabei bereits verraten: Der Film endet in einer Schneekanonenschlacht. Herrlich ist die Geschichte des Bauernsohnes, der als Legastheniker die Prinzessin zum Lachen bringt. Denn nur ein Wechselstabenverbuchsler kann die schunderwöhne Frau zum Lachen bringen und den Viegerschwater überzeugen. Mit dem Hinweis auf die 45° Nackenstarre der gestöpselten Handy-Benutzer tritt er in den digitalen Teil. «Früher kamen die Kinder heim, wenn sie Hunger hatten. Heute kommen sie, wenn der Akku leer ist.» In der Berghütte galt die erste Frage der Ankömmlinge früher dem Weg zum WC und heute dem WLAN Passwort. In Graubünden am schönsten? Ob in Italienisch, Englisch, Romanisch oder in seinem herrlichen Bündnerdialekt, der Komiker weiss sich gekonnt auszudrücken. Zudem begleitet er sich selbst mit seinem «Handörgeli», dessen Kauf eine eigene Geschichte wäre. Die alt bekannten Volkslieder dichtet er kurzerhand in eine moderne Version um. So wollen Ramseiers nicht mehr Grasen, sondern Gras haben und aus dem Buurebüebli wird Bauer, ledig, sucht. Der Bündner Morgagschichta-Erzähler freut sich über die Singkünste des Publikums und verrät, dass er bei der Fahrt nach Amden unsicher wurde, ob es wirklich in Graubünden am schönsten sei. Bei der Zugabe verweist er auf seine Morgengeschichte von Niederurnen und seinen Skitourenkollegen Werner, der sich als Kind über die Wetterprognosen ärgerte. Denn dort war oft von «Schnee bis in die Niederurnen» die Rede. Darum ist in der Geschichte endlich auch einmal von «Amda» und den Ammlern die Rede. Einer wird Gemeindepräsident – und stürzt ab Schauspieler, Autor und Komiker Mike Müller lud in Amden zur Bürgerversammlung – und rund 330 Bürger – Zuschauer natürlich – kamen. Die «Gemeindeversammlung» hätte spannender nicht sein können. von Gabi Heussi Bis auf den letzten Platz war der Saal in Amden gefüllt, als Komiker Mike Müller als Gemeindepräsident Raoul Furrler eintrat. Von hinten rollte er in seinem Stück «Heute Gemeindeversammlung» das Feld auf, sprach auf die Parteilinientreue an und auf andere wichtige Anliegen. Und er forderte die Bürger auf, sich für öffentliche Ämter zu engagieren. Aber «übermotivierte Bürger eignen sich nicht für die Politik.» Sein eigener Werdegang zum Gemeindepräsidenten startete mit einer Straftat. Um nicht angezeigt zu werden, musste er damals während mehrerer Jahre als Stimmenzähler an der dorfeigenen Bürgerversammlung amtieren. Nach kurzer Zeit passte er bei knappen Wahlergebnissen die Zahlen in seinem Sinne an. Als der Schwindel aufflog, offerierte ihm der damalige Gemeindepräsident einen Handel: Furrler solle als Gemeinderat kandidieren, um wiederum einer Strafanzeige zu entgehen. Der junge Furrler kandidierte und wurde prompt gewählt. Der nächste Schritt war das Gemeindepräsidium. Was dann an der Gemeindeversammlung passierte, erzählte er in Amden. Schlüpft in jede Rolle Traktandum vier ging mit einer intensiven Diskussion über subventionierte Kindergeburtstage los. Müller sprintete über die Bühne und wurde zur engagierten Mutter, die dieses Anliegen vorbrachte. Ohne Kleiderwechsel, Lippenstift oder veränderte Frisur war die Dame trotzdem leicht zu erkennen: an Müllers Körpersprache. Auch der an jeder Gemeindeversammlung präsente Dauernörgler und Verhinderer sass in den Reihen und versuchte, alles und jedes zu verhindern. Was ihm zum Teil auch gelang. In waschechtem Walliser Dialekt warb Furrler für den Vertrag mit einem Ferienlagerhaus im Wallis. Als hemdsärmeliger Muotitaler setzte er sich für ein einfaches Lagerhaus im Muotital ein. Gnadenlos zeichnete der Komiker auch die Einbürgerungsgeschichte des Serben Stojadinovic nach, der zum Leidwesen des Gemeindepräsidenten lupenreines Berndeutsch sprach. Der berndeutsche Serbe wurde von den Anwesenden mit nur einer einzigen Gegenstimme eingebürgert. Natürlich kam die Gegenstimme vom ewigen Verhinderer. Abruptes Ende Höhepunkt und Absturz bedeutete für den Gemeindepräsidenten an der denkwürdigen Versammlung der Antrag für eine Fusion mit der Nachbargemeinde. Diskret darin verpackt eine kleine Zonenplanänderung. Furrler versprach mit dieser Zonenplanänderung die Ansiedlung eines finanzstarken Formel 1 Fahrers, der pauschal besteuert werden könne. Dieser würde neben dem finanziellen Aspekt auch unzählige andere Vorteile, wie zum Beispiel eine Autogrammstunde für Gemeinderat und Oberstufe, ins Dorf bringen. Nörgler Abegglen betrat die Bühne und zeigte auf, welche Nachteile durch Fusion und Umzonung der Gemeinde entstehen würden. Dabei deckte er Verstrickungen des Gemeindepräsidenten auf. Dieser wiederum schonte seine Gemeinderatsmitglieder nicht mehr, plauderte Spielschulden und andere Unschönheiten aus. Kurz bevor ihm der Kragen platzte, stellte er die Vertrauensfrage. «Und das hätte ich nicht tun sollen», schilderte Furrler, alias Mike Müller, das Ende seiner Politkarriere. Er wurde abgewählt. Neuer Gemeindepräsident wurde der neue Stimmbürger mit dem breiten, berndeutschen Dialekt. Zur Fusionsgeschichte von Amden äusserte sich Müller ebenfalls: «Mit Weesen und Schänis hats nicht geklappt – vielleicht fusioniert ihr irgendwann mit St.Gallen. Dann würde auf der Ortstafel stehen: St.Gallen – Ortsteil von Amden».
Komische KnochenRichard Hirzel - So heisst Pic mit bürgerlichen Namen nach und dessen Künstlername übrigens von keinem geringeren abgeleitet ist als vom berühmten Pic-asso! Das Publikum durfte Pic, der einst vom Profifussball träumte, zu unserem Glück aber Künstler geworden ist, für einmal nicht als Pierrot, Pantomimen oder Clown, sondern vorab als Autor seines vor etwa drei Jahren erschienen Buches „Komische Knochen“ erleben.
Einer von Pics Berufskollegen hat einmal gesagt: „Wir verwenden Zeit und Energie, um neben unserer Muttersprache noch weitere Sprachen zu lernen. Fremdsprachen müssen nicht gelernt werden, aber wir kommen weiter, wenn wir sie beherrschen... Es ist unerklärlich, warum wir nie die Zeit haben, unsere Primärsprache, nämlich die Sprache unseres Körpers, zu verbessern.“ Diese Worte stammen vom unvergesslichen Pantomimen Samy Molcho. Noch näher an das Thema heran führt der berühmte zenbuddhistische Lehrer Eugen Herrigel in seinen Hinweisen über japanische Schauspielkunst, wenn er erklärt, worum es bei dieser geht und was den Zuschauer in seinen Bann zieht. Denn sie stützt sich nicht auf die Macht des Wortes, sondern auf das Schweigen und verhaltene Bewegungen, um uns so den Geist, die Gefühle, die Stimmungen hinter den Erscheinungen zu erschliessen. Bei einem ebenfalls weltbekannten Pädagogen für Körpersprache, Schauspiel und Pantomime, dem Franzosen Jacques Lecoq, hat Pic vor über 40 Jahren denn auch sein anspruchsvolles Handwerk erlernt: an dessen Ecole Internationale de Théâtre in Paris. In deren Mittelpunkt stand, angelehnt an uralte Praktiken der darstellenden Kunst wie der Commedia dell’arte, die Bildung des „sprachlosen“ körperlichen Ausdrucks. Zu ihren Schülern gehörten auch andere erfolgreiche Schweizer Künstler wie Christoph Marthaler oder Mummenschanz, so wie 20 Jahre früher Dimitri beim Pantomimen Marcel Marceau. Geboren wurde Richard Hirzel 1949 in Kreuzlingen am Bodensee als jüngstes Kind eines Kunstmalers und einer Schneiderin, und aufgewachsen ist er in St. Gallen. Bereits als 17-Jähriger trat Pic als Pausenfüller auf und mit 20 Jahren brachte er zusammen mit seinem Bruder Fritz, einem Journalisten und Schriftsteller, sein erstes Programm mit Pantomimen und Clownnummern in der Kellerbühne St. Gallen heraus. Von 1972-74 liess er sich an Lecoqs Schule ausbilden, erarbeitete dann sein zweites Programm und ging damit durch mehrere Länder auf Gastspielreisen. Als politisch engagierter Künstler gründete er 1975 als Bürgerinitiative zur Erhaltung des abbruchgefährdeten Dammquartiers beim Klosterviertel der Gallusstadt den Volkszirkus „Pic o Pello“ mit 100 Mitwirkenden. 1977-78 folgte mit „Le Grand Gogo“ sein nächstes Programm, das ihn u.a. an die Berliner Festwochen und auf eine Afrikatournee brachte. Den grossen Durchbruch schaffte Richard Hirzel 1980, als er in den damals kriselnden deutschen Zirkus Roncalli berufen wurde, dem der Schweizer Kabarettist Emil finanziell unter die Arme griff und dem Pic als Artist zu einer langen Blüte verhalf. Während der Saison 1983 und 1991 war Pic als Clown mit dem Zirkus Knie unterwegs. Dazwischen und nach dieser Zeit entstanden weitere abendfüllende Programme und gastierte er damit in vielen europäischen Städten und bekannten Theaterhäusern - so in den Kammerspielen München und Hamburg und im Wintergarten Berlin. 2001 und 2002 wurde Pic mit 700 Vorstellungen zum eigentlichen Zugpferd im Jubiläumsprogramm des Zirkus Roncalli. Nicht vergessen seien sein Mitwirken an internationalen Zirkus- und Clownfestivalen sowie seine Arbeit als Filmemacher, Maler, Buchautor. Der Abend mit Pic hat überrascht, beflügelt und verzaubert. Appenzeller mit Biss – Simon Enzler tritt auf Von Pia Staubli Am 29. April, 2017 gastiert der Kabarettist Simon Enzler um 20 Uhr im Saal Amden. Das grosse Publikum erlebt dank Kultur Amden und ihren Sponsoren leise, laute und ausfällige Töne.
Amden kommt erstmalig zu einem Auftritt von Simon Enzler, dem bekannten Kabarettisten. Privat war er auch noch nie in unserm Dorf mit Aussicht auf See. Mit seinem Soloprogramm «Primatsphäre» spielt er wohl auf Privatsphäre, Primat als «an vorderster Front» oder Affengattung an. Urmenschliches könnte so zum Thema werden. Der Appenzeller, selbstgefällig in seinem Höckli, hervorspähend hinter blickdichtem Lebhag; daraus erschafft er sich seine Welt. Seesicht verschmäht er, da in einem See kein Alpabzug oder Schwingfest ersichtlich sei. Anders der Säntis, der verhilft ihm zu Rückgrat. Er kennt genau seine natürlichen Bedrohungen, denn er sinniert ausgiebig über den Nachbarn, den Ausserrhoder, den Rheintaler, den urbanen Zürcher und den angrenzenden Vorarlberger. Dabei bezieht er den Zuschauer kumpelhaft ein, benutzt das Publikum oft als Spielball. Er reagiert spontan auf sein Umfeld, zur Fotografin meint er pfiffig-bös: «Nur kein Bild mit Lätsch!» Enzlers geballte Energie nimmt gefangen. Lacher und Schmunzler sind ihm sicher, sie beleben den vollbesetzten Saal. Unverkennbar Enzlerisch Appenzeller Dialekt pur und eine Ironie, gespickt mit träfen, rässen Ausdrücken und witzigen Wortspielen. Mit diesen Mitteln geht er unsere persönlichen und gesellschaftlichen Befindlichkeiten an. Seine Emotionen gehen dabei hoch, mit markigen Flüchen schafft er sich Luft. Sie erhalten durch ihn eine typische Legimitation: «Es sind kirchlich anerkannte Flüche.» Nebenbei noch bemerkt, haarscharfes Aufpassen und heftige Emotionen; diese Qualitäten zeichnen auch den Bläss aus, der das Appenzeller Vieh hütet. Zum Brauchtum gehört auch die Schnitzerei, er werkelt und schnitzt in seinem Heimetli. Etwas wie ein Spiess entsteht, eben ganz spiessig! «Huärä schöö», die elektrische Fliegenklatsche kostet er vollumfänglich aus, um eine neue Ironie-Welt entstehen zu lassen. Es tönt nach Nonsens; einst förderten Schuhbändel die Entwicklung des Kindes, wegen der heutigen Klettverschlüsse steige die Scheidungsrate an. Seine Argumentation dazu ist hintergründig, mit vielen Zwischentönen; eben kunstvolle, preisgekrönte Satire. Sie ist schwierig zu beschreiben, sie muss erlebt werden; Enzlers Mimik und Schalk gehören einfach dazu. Organisation und Sponsoring Der Verein Kultur Amden mit 120 Mitgliedern lädt zum Kabarettabend ein, Thomas Angehrn hält die Begrüssung und wirbt für den Verein. Vier Sponsoren ermöglichten den moderaten Eintrittspreis; dies sind Politische Gemeinde Amden, Raffeisenbank Schänis–Amden, Amden& Weesen Tourismus und ein anonymer Gönner. Auswegloses Ende Zum Schluss gelangt das Publikum in eine Enzlerische Manipulation, er zwingt die Zuschauer auszuharren. Währenddessen hantiert er an seinem kargen Bühnenbild herum, lässt sich dabei viel Zeit. Er meint beschwichtigend, das Publikum solle die Situation aussitzen. Publikums-Stimmen • Enzlers Kunst lebt von der Sprache • er hält dem Besucher den Spiegel hin • scheut sich nicht vor heiklen Themen • flucht zu viel, sonst kantig und ehrlich • macht überraschende Vergleiche • unterhaltsam; picke mir Sinnvolles heraus • ein Abend mit vielen Pointen Frauenpower life am Mittwoch 23. SeptemberEin ungleiches Paar, doch ungemein harmonisch: Nina Dimitri und Maja Büchel begeisterten in der Aula des Schulhauses Amden mit Volksliedern aus dem Tessin, Norditalien und Bolivien. Mit Inbrunst, Lebendigkeit, Humor und Erzählfreudebrachten sie den Besuchern witzige, pikante und auch tragische Liedtexte in erfrischender Weise näher. Nina‘s Spiel auf der bolivianischen Ukulele war schlicht grossartig.
|
Kategorien
All
Archiv
November 2024
|