Amden erlebt einen literarisch-theatralischen Abend: Der Untergang des DelphinAmden wurde am 23. November Schauplatz eines bewegenden Konzertabends: Das Glauser Quintett inszenierte Emil Zopfis Roman «Der Untergang des Delphin» als packendes Musiktheater über das Schiffsunglück auf dem Walensee.
Von Thomas Exposito Amden wurde am vorletzten Samstag im November zum Treffpunkt für Kulturinteressierte. Das Glauser Quintett führte erstmals in Amden das literarisch-musikalische Konzert «Der Untergang des Delphin» auf. Auf Grundlage von Emil Zopfis Roman erlebte das Publikum eine eindrucksvolle Inszenierung des historischen Schiffsunglücks von 1850, das sich vor der Betliser Bucht auf dem Walensee ereignete. Die Kombination aus Schauspiel, Musik und Erzählung schuf eine spannende Inszenierung, die das dramatische Schicksal der Passagiere und Besatzung des Dampfers «Delphin» eindrucksvoll erzählte. Ein Schicksalsschlag auf dem Walensee Der historische Roman von Emil Zopfi beschreibt die tragischen Ereignisse einer stürmischen Dezembernacht im Jahr 1850, als der Dampfer «Delphin» mit 13 Menschen an Bord unterging. Zopfi verbindet historische Fakten mit fiktionalen Elementen und gibt Einblicke in das Leben und die Hoffnungen der Passagiere. Das Postschiff war Teil der Handelsroute, die die Zentren der Seidenindustrie in der Lombardei mit Zürich und Süddeutschland verband. Mit dokumentarischer Präzision und literarischer Dramatik wird die Katastrophe geschildert. Eine einzigartige Inszenierung Das Glauser Quintett, bestehend aus Markus Keller, Daniel R. Schneider und Martin Schumacher, brachte diese dramatische Geschichte auf die Bühne. Markus Keller, bekannt für seine Vielseitigkeit, führte als Schauspieler und Erzähler durch den Abend. Mit nur einer Holzbank als Requisite schlüpfte er in die Rollen der verschiedenen Charaktere und erweckte die Geschichten der Passagiere und der Besatzung zum Leben. Seine Darbietung mit humorvollen Anekdoten und emotionaler Tiefe, zog das Publikum in den Bann. Die musikalische Untermalung von Daniel R. Schneider und Martin Schumacher unterstrich die Atmosphäre des Abends. Der eigens komponierte Soundtrack kombinierte Klavier, Klarinetten, Akkordeon und sogar eine Mini-Drehorgel, um die wechselnden Stimmungen des Abends zu untermalen. Vom knirschenden Stampfen der Dampfmaschinen bis zu den ruhigen, melancholischen Tönen, die den Untergang des Schiffs begleiteten, war die Musik perfekt abgestimmt. Besonders hervorzuheben ist das Glasspiel, das eine einzigartige Klangwelt schuf und die dramatische Stimmung verstärkte. Dramatik und Poesie auf der Bühne Die Inszenierung begann mit der verspäteten Abfahrt des Dampfers, begleitet von lebhaften Gesprächen und Träumen der Passagiere. Markus Keller brachte den hochnäsigen italienischen Industriellen ebenso glaubwürdig auf die Bühne wie den besorgten Schirmflicker aus dem Toggenburg. Die Geschichte steigerte sich in ihrer Dramatik, als der Sturm auf dem Walensee das Schicksal der Menschen besiegelte. Mit eindringlichen Szenen und einer packenden Erzählung wurde das Publikum Zeuge der letzten Momente des «Delphin». Das Publikum in Amden zeigte sich beeindruckt von der perfekten Symbiose aus Musik und Schauspiel. Die Inszenierung, die ohne opulente Bühnenbilder auskam, überzeugte durch ihre emotionale Kraft und den Fokus auf die Geschichten der Menschen. Die abschliessenden ruhigen Töne liessen den Abend besinnlich ausklingen und regten zum Nachdenken an. Ein einschneidendes Ereignis der Geschichte des Walensees wurde lebendig und machte das Schicksal der Delphin-Passagiere greifbar. Vom Geschenk der Stille – Marco Badilatti liest aus seinem neuen Buch Bereits um 17:30 Uhr treffen die ersten Gäste zum Nachtessen im Restaurant Hotel Rössli in Amden ein, und zwei Stunden später sind rund dreissig erwartungsvolle Zuhörer anwesend. Die Autorenlesung kann beginnen.
Marco Badilatti, in Amden wohnhaft und ehemals Mitglied des Vorstandes im Kulturverein, ist im Kreis der Anwesenden bestens bekannt. Dies gilt teilweise auch für die vier Musiker/innen, welche seine Texte zum Thema «Stille» mit ruhig-getragenen finnischen Volksmusikweisen mit drei Violinen und Piano untermalen. Es sind dies: Maja Homberger, Mitglied des Kulturvereins und in Amden wohnhaft, Claudia Palser Kieser aus Rümlang und Philipp und Sabina Schmuki aus Weesen. Letztere amtet als verantwortliche Kirchenmusikerin in der evangelischen Kirchgemeinde Weesen-Amden, ist aber auch begeisterte und erfolgreiche Komponistin. Die Musiker haben sich in Ihrem Outfit dem Thema sowie dem vortragenden Autor angepasst, und geben, dezent in ruhiges Schwarz gekleidet, dem Anlass auch optisch den gebührenden Rahmen. Mit dem auch seinem Buch vorangestellten Sinnspruch eröffnet Marco Badilatti die Lesung: Die Stille ist ein Raum der Erkenntnis. Wenn du hineingehst, wird dir die Einsicht nicht erspart bleiben zu erfahren, wer du bist. Und es wird dir die Einsicht nicht vorenthalten werden, wer du sein könntest. (Verfasser unbekannt) In den folgenden rund zwei Stunden nimmt er das Publikum mit auf eine interessante und äusserst anspruchsvolle Reise: Ausgehend von seiner Kindheit im Engadin, wo er die positive Kraft der Stille erstmals bewusst erfahren durfte, über die Fragen rund um die zerstörerischen Auswirkungen des heutigen, allgegenwärtigen Zivilisationslärms, steht im Hauptteil die Frage im Mittelpunkt, was die grossen Geister der Menschheit – Philosophen, Religionsstifter, Mystiker, Wissenschaftler und Künstler - zum Thema «Stille» zu sagen haben. Es ist ein «Ritt» durch die Kulturgeschichte – höchst spannend und anregend, aber auch enorm fordernd – in einer wohltuenden, gelungenen Harmonie mit den Darbietungen der Musiker. Mit den leicht abgewandelten Worten aus den augustinischen Bekenntnissen beschliesst der Autor die Lesung: Unruhig ist mein Herz, bis es ruht in der Stille. Allen Beteiligten gelten unsere Hochachtung und unser grosses Dankeschön! Organisation und Bericht: Rösli Ackermann / Bilder: Erika Schärer Jugendliche lesen GeschichtenNach den Erfolgen mit "Männer lesen" und "Frauen lesen" waren nun die Jungen an der Reihe. Die Oberstufe Amden-Weesen führte ein selbst komponiertes Theater auf und 3 junge Erwachsene des Clubs "Schibechnölli" lasen aus einem Buch. Toller Anlass.
Etwa 12 Jugendliche der Oberstufe Weesen/Amden führten ein Theater auf und zwar in Englisch (!). Die Geschichte „Penelope von Hallenstein“ stammt von 2 Schülerinnen Alexandra Müller und Alina Niggli. Das Werk umfasst 50 Seiten – grossartig. Die beiden Autoren schrieben alles selbst und musste nur geringfügig von einem Englischlehrer korrigiert werden. Die Geschichte handelt von der 16 jährigen Penelope, die 4 Monate ihres Lebens tagebuchartig beschreibt. Die beiden Autorinnen lasen abwechslungsweise aus ihrem Buch. Die verschiedenen Szenen von Glück, Neid, Freundschaften, Tanzabenden, Unfälle wurden theatralisch von den Mitschülern gespielt. Auch sie sprachen nur Englisch und erst noch alles auswendig !! Eine Cellistin untermalte Szenen oder begleitete die Lieder. è Tolle Leistungen von diesen Jugendlichen Im zweiten Teil lasen 3 Erwachsene des Clubs „Schibächnölli“ aus einem Buch: Michel Büsser wählte ein Buch von Thorsten Havener „Ich weiss, was Du denkst“. Die Geschichte handelt von einem Dolmetscher, der nicht nur die Sprache der Person, sondern viel von seinem Charakter „sieht“. Junge sehen viel mehr bei anderen Personen als ältere Leute, da diese durch ihre Erfahrungen und Erlebnisse Scheuklappen aufbauen. Ein sehr interessantes Thema. Es ist faszinierend, dass ein junger Erwachsener sich für ein solches Thema interessiert. Nanette Jöhl las aus dem Buch „100 Jahre Tourismus in Amden“ vor und zwar aus dem Kapitel über den Aufstieg von Amden als Wintersportgebiet: „Mit kleineren Kellen rühren, dafür mit Herz und Seele“ lautete das neue Rezept der Skiliftgesellschaft Amden und führte zum Erfolg: Am 27. Dezember 1953 wurde der Skilift zur Alp Walau eröffnet. Weitere Lifte folgen in den Jahren 1955 und 1960. Amden erfreut sich einer bedeutenden Steigerung der Gästefrequenz im Winter. Nanette erzählte auch von Schwierigkeiten: Bereits im Januar 1954 zerstörte eine Lawine 2 Masten. Remo Fischli las aus dem Buch „Kim Novak badete nie im See von Genezareth“ von Hakan Nesser. Ein schwedischer Kriminalroman, der auch verfilmt wurde. Es handelte sich um eine attraktive Lehrerin, die verlobt ist, sich aber trotzdem auf eine leidenschaftliche Affäre einliess. Der Mord an ihrem Verlobten wurde nie aufgeklärt, nur der Leser kennt am Schluss des Buches den Mörder. Zeitzünder – LesungIn seinem spannenden Familiendrama, das in Amden als Lesung geboten wird, ging der ortsansässige Publizist Marco Badilatti am Beispiel des Rüstungsgeschäfts dem Konflikt zwischen Wirtschaft und Ethik nach. Ein Fabrikant in zweiter Generation ist zu Reichtum und Ansehen gelangt, vermeintlich durch tugendhaften Fleiss. Gäbe es da nicht Fakten, die auf anderes hindeuten. Ins Thema führte eine Ausstellung ein. Neben dem Autor wirken die Schauspieler Franziska von Fischer, Katrin Segger und Florian Steiner sowie der Fotograf Jürg Gasser mit.
Der Beginn der Lesung thematisierte vor allem die Vater-Sohn Problematik des Fabrikanten. Da das Geschäft schlecht lief, musste die Firma auch Zeitzünder für die Kriegsindustrie herstellen. Das Drama endete mit dem Tod der Tochter des Fabrikanten im Ausland durch eine Bombe mit dem Zeitzünder ihres Vaters! Nach der Beendigung der Lesung herrschte betretenes Schweigen bevor der Applaus für die grossartigen Künstler zaghaft begann. Es war ein sehr emotionaler Abend. „Kunst“ – oder wie Männer miteinander umgehen Das Stück heißt „Kunst“. Es stammt von Yasmina Reza, der französischen Dramatikerin, die so leichte Komödien schreibt, dass man gar nicht merkt, wie schwer sie sind und wie sie die Welt verändern. In „Kunst“ „brennt“ ein rein weißes Bild (1,20 x 1,60 Meter groß) ein Loch in die Welt, das drei Männer, Marc (Luftfahrtingenieur), Serge (Hautarzt) und Yvan (Papierhändler) verschluckt, beziehungsweise deren Beziehung. Seitdem ist dieses weiße Bild das berühmteste, monochrome Malmachwerk der Theatergeschichte. Es geht in „Kunst“ nicht um Kunst.
Es geht um eine Welt, wo eine weiße Fläche von 1,20 x 1,60 Meter, die Serge für 200000 Francs gekauft hat, eine Welt aus Freundschaft, Liebe und Vertrauen ins Chaos stürzt. Dies führt zu Schlägereien, Weinkrämpfen, Wutausbrüchen („Für diese Scheiße hast du 100000 bezahlt?“), gegenseitigem Ehefrauenschlechtmachen („Du sprichst nur deshalb von Paula, einer Frau, die mein Leben teilt, in diesen unerträglichen Worten, weil du die Art, wie sie den Zigarettenrauch verscheucht, missbilligst?“) und einem womöglich geplatzten Trommelfell. Die etwa 25 Besucher im Rössli waren begeistert von diesem köstlichen Theaterstück und von den Schauspielern Dietrich Schultz (Serge), Krishan Krone (Ivan) und Marco Badilatti (Marc). «Frauen lesen» am 13. August im Stall ChapfBei guter Witterung Grillmöglichkeiten ab 18 Uhr und nach der Veranstaltung". Petrus liess uns im Stich; das Wetter war kalt und garstig. Regenjacken und Pullover ein Muss. Trotzdem war der Abend ein voller Erfolg mit vielen Zuhörern und sehr interessanten Lesungen.
Nach der Begrüssung durch die Präsidentin Kathrin Bischofberger begann Vreni Gmür-Kistler zu lesen aus dem science fiction Roman von Franz Hohler: "Die Rückeroberung". Die Stadt Zürich wird langsam von Tieren zurückerobert, zuerst von Hirschen, später von Wölfen usf. Am Schluss bedeckte eine Art Efeu die ganze Stadt. Schwester Manuela Desax erzählte einige spannende Geschichten des brasilianischen Schriftstellers Paulo Coelho. Männer haben manchmal Schwierigkeiten, Kontakt zu einer lässigen Frau zu knüpfen. Sr Manuela berichtete von verschiedenen Vorgehensweisen - einfach köstlich. Doris Büsser-Böni erzählte aus dem eindrücklichen Buch von Hape Kerkeling "Ich bin dann mal weg". Der Fernsehmann berichtete von seiner mehrwöchigen Wanderung auf dem Jakobsweg bis nach Santiago de Compostela. Es ist faszinierend, wie der Wanderer anfangs zu zweit oder in Gruppen, aber bald alleine weiter wandert und in die Tiefe seines Selbst vorstösst. Den Abschluss machte Kathrin Hönegger, die einem kurdischen Flüchtling zuhörte und seine Lebensgeschichte aufschrieb. Die Erlebnisse eines jungen Erwachsenen in einem Kriegsgebiet und dann in der friedlichen und reichen Schweiz regen zum Nachdenken an. Hannes Bühler untermalte den Abend mit klassischer und jazziger Musik auf dem E-Piano. Kulinarisch-literarischer Abend im Hotel Rössli am 30. Mai«Der Gehülfe» von Robert Walser zählt zum Urwüchsigsten helvetischer Literatur.
Mit zarter Feder schildert Walser den Abstieg eines Erfinders, der über seine Verhältnisse lebt und bei dem der Autor als junger Mann gearbeitet hatte. Die Villa Tobler in Wädenswil mit seiner grossartigen Aussicht auf den Zürichsee besteht heute noch. Die Ideen des Erfinders Tobler wie Reklame-Uhr, Schützenautomaten, Tiefbohrmaschine und ein patentierter Krankenstuhl erwiesen sich alle als Flops. Marco Badilatti, Publizist und Theatermann gestaltete den Stoff mit Text, Bildern und Musik zu einer packenden Szenenfolge. Die gewaltige Stimme von Marco wurde untermalt durch projizierte Bilder von Jürg Gasser und Pianomelodien von Hannes Bühler. Die Veranstaltung war einfach super mit über 50 Besuchern. Nicht zu vergessen das ausgezeichnete 3-Gang Menü aus der Küche von Linus. «Männer lesen» am 14. AugustDie Ammler Emil Bischofberger, Kari Büsser, Frank Flöther und Hanspeter Jörg lasen im Alpstall Chapf aus einem ihrer Lieblingsbücher. Die Zuhörer waren überrascht von den total verschiedenen Themen wie Geschichten aus dem Appenzellerland, Aufzeichnungen über den Bergsturz von Amden, über verschiedene Typen von Deutschen (vorgetragen vom Deutschen Frank Flöther) und einen Reisebericht von 1833 über Amden und Betlis. Es war stets spannend und das Publikum verhielt sich mucksmäuschenstill. Die Lesungen umrahmte Hannes Bühler auf seinem E-Piano mit entsprechenden Melodien.
Die Stimmung im Stall war einzigartig – es war ganz einfach ein wunderschöner Abend. Danke Kathrin für diese tolle Idee à wird im 2014 wiederholt mit 4 Damen. |
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November 2024
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