Frölein Da Capo begeistert das Publikum mit ihrer «Ein-Frau-Show Ein Durcheinander aus Kabeln, vielerlei Geräten und Instrumenten herrscht vor Beginn auf der Bühne. Neben Trompete, Posaune, Eufonium und Schlagzeug steht ein Tischchen mit Keyboard, einem altertümlichen Kassettenrecorder, Notizbuch und einem Stapel Bücher. Am Boden, vielleicht das wichtigste, ein Loopgerät. Und dann öffnet sich der knallrote Vorhang - und hervortritt der Star des Abends: Frölein Da Capo, mit bürgerlichem Namen Irene Brügger. Singend, spielend, zeichnend, reimend, witzig und riesig charmant tanzt die Künstlerin virtuos durch das zweistündige Abendprogramm im Gemeindesaal Amden.
Von Rösli Ackermann Sie hätte die coronabedingte «Kunstpause» der letzten zwei Jahre für den Besuch eines show-wissenschaftlichen Fachlehrgangs genutzt und gelernt, wie man dem Publikum ein ordentliches Spektakel bietet. Und das tut sie denn auch. Sie nimmt einen einfachen Rhythmus mit einem Klick auf das Loopgerät auf und lässt ihn weiterlaufen, um mit der Trompete eine Melodie anzustimmen, und auf diesem musikalischen Gerüst baut sie mit oder ohne Gitarrenbegleitung ihre Lieder und Geschichten auf – mal jazzig, mal volkstümlich, mal lässig poppig, mal im Country Style oder wehmütigem Blues. Und diese Geschichten haben es in sich: Die Tücken des Alltags, haarscharf beobachtet und erfrischend liebenswürdig und kreativ erzählt, mit viel Liebe zum Detail und dem Blick für’s Absurde – immer schön verpackt in einprägsame Reime. Sie bringen das Publikum zum Schmunzeln und immer wieder zum herzhaften Lachen. Den Anfang macht ein verträumtes Liebeslied. Wunderbar «schmalzig» und einlullend, bis man ernüchtert realisiert, was hier angebetet wird und neben dem die Sterne verblassen – das ist das Smartphone. Oder, die Schwierigkeit eine Parkplatzgebühr zu bezahlen, ohne Bargeld und Twint, und der Polizistin mit der Busse näher als die nächste Bank. Dies sei ein Beitrag zum Lädelisterben, wie Da Capo lakonisch bemerkt. Erheiternd zu erfahren ist auch, was männliche und weibliche Mücken so alles treiben gegenüber der geplagten Menschheit, aber auch in Bezug auf ihr eigenes Äusseres: Eitelkeit pur auch im Tierreich - fantasievoll illustriert auf der Leinwand. Und, dass «Nein-Sagen» gelernt sein will, zeigt die Dessertbüffet-Episode: Welche Schmach, wenn der liebevoll selbstgebackene, aber leider etwas hart geratene Kuchen auf dem Büffet stehen bleibt und man am Ende mit halbem «Schoggi-Stein» wieder abziehen muss, während andere triumphierend die leeren Teller vorweisen. Die Worte «schön – blöd – Winter», spontan eingebracht von einem Heidi aus dem Publikum, werden mühelos zum Gedicht und als Winter-Blues vertont, bevor das Frölein unter tosendem Applaus in die Garderobe entschwindet. Ernster, intimer und heisser wird’s im zweiten Teil des Programms. Nach der anschaulichen Illustration der Proportionen des menschlichen Körpers an der bekannten Skizze des «Leonado Da Capo» - etwas verschämt, mit dem Feigenblatt an der richtigen Stelle – geht’s direkt ins eheliche Schlafzimmer. Wer hat schon gewusst, dass sich der lästige Graben zwischen den beiden Matratzen ganz einfach mit einer «Liebesbrücke» aus Schaumstoff schliessen lässt? Und ... die Fortsetzung wird musikalisch höchst anschaulich erörtert. Nicht weniger turbulent ist die Zaubershow mit viel Hokus Pokus, Trommelwirbel und dramatischer Musik, und zum Vorschein kommt – aus den Tiefen ihres schulterfreien Petticoat-Kleides - die gesuchte Flöte. Das folgende «hochdeutsche Herbstgedicht» ist ein besonderer Leckerbissen. Es erzählt die Geschichte der beiden benachbarten Ehepaare Klein und Gross, ihre unkeuschen Gedanken und Wünsche und welch’ hinterhältig-boshafte Szenen sich zwischen ihnen abspielen, von der Künstlerin direkt und fortlaufend in präzisen Filzstiftstrichen und träfen Bildern gezeichnet, um das Geschehen gleichzeitig in Gedichtform zu rezitieren – unnachahmlich! Nach mehr oder weniger tiefsinnigen Betrachtungen über Eltern und Kinder, über «Alteri Teili» und die Nutzlosigkeit der Apps gegen das Vergessen, weil man das Passwort bereits vergessen hat, folgt das fulminante Finale: ein Blitz-Kleiderwechsel vom züchtigen Frölein-Look mit Hochsteckfrisur zur mondänen Diva mit bodenlanger Glitzer-Robe und wallender Mähne und ein stimmgewaltiger Abschieds-Song. Mit Zugabe und riesigem Applaus endet die wunderbare, manchmal auch wundersame, unterhaltsame Reise. |
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November 2024
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