Appenzeller mit Biss – Simon Enzler tritt auf Von Pia Staubli Am 29. April, 2017 gastiert der Kabarettist Simon Enzler um 20 Uhr im Saal Amden. Das grosse Publikum erlebt dank Kultur Amden und ihren Sponsoren leise, laute und ausfällige Töne.
Amden kommt erstmalig zu einem Auftritt von Simon Enzler, dem bekannten Kabarettisten. Privat war er auch noch nie in unserm Dorf mit Aussicht auf See. Mit seinem Soloprogramm «Primatsphäre» spielt er wohl auf Privatsphäre, Primat als «an vorderster Front» oder Affengattung an. Urmenschliches könnte so zum Thema werden. Der Appenzeller, selbstgefällig in seinem Höckli, hervorspähend hinter blickdichtem Lebhag; daraus erschafft er sich seine Welt. Seesicht verschmäht er, da in einem See kein Alpabzug oder Schwingfest ersichtlich sei. Anders der Säntis, der verhilft ihm zu Rückgrat. Er kennt genau seine natürlichen Bedrohungen, denn er sinniert ausgiebig über den Nachbarn, den Ausserrhoder, den Rheintaler, den urbanen Zürcher und den angrenzenden Vorarlberger. Dabei bezieht er den Zuschauer kumpelhaft ein, benutzt das Publikum oft als Spielball. Er reagiert spontan auf sein Umfeld, zur Fotografin meint er pfiffig-bös: «Nur kein Bild mit Lätsch!» Enzlers geballte Energie nimmt gefangen. Lacher und Schmunzler sind ihm sicher, sie beleben den vollbesetzten Saal. Unverkennbar Enzlerisch Appenzeller Dialekt pur und eine Ironie, gespickt mit träfen, rässen Ausdrücken und witzigen Wortspielen. Mit diesen Mitteln geht er unsere persönlichen und gesellschaftlichen Befindlichkeiten an. Seine Emotionen gehen dabei hoch, mit markigen Flüchen schafft er sich Luft. Sie erhalten durch ihn eine typische Legimitation: «Es sind kirchlich anerkannte Flüche.» Nebenbei noch bemerkt, haarscharfes Aufpassen und heftige Emotionen; diese Qualitäten zeichnen auch den Bläss aus, der das Appenzeller Vieh hütet. Zum Brauchtum gehört auch die Schnitzerei, er werkelt und schnitzt in seinem Heimetli. Etwas wie ein Spiess entsteht, eben ganz spiessig! «Huärä schöö», die elektrische Fliegenklatsche kostet er vollumfänglich aus, um eine neue Ironie-Welt entstehen zu lassen. Es tönt nach Nonsens; einst förderten Schuhbändel die Entwicklung des Kindes, wegen der heutigen Klettverschlüsse steige die Scheidungsrate an. Seine Argumentation dazu ist hintergründig, mit vielen Zwischentönen; eben kunstvolle, preisgekrönte Satire. Sie ist schwierig zu beschreiben, sie muss erlebt werden; Enzlers Mimik und Schalk gehören einfach dazu. Organisation und Sponsoring Der Verein Kultur Amden mit 120 Mitgliedern lädt zum Kabarettabend ein, Thomas Angehrn hält die Begrüssung und wirbt für den Verein. Vier Sponsoren ermöglichten den moderaten Eintrittspreis; dies sind Politische Gemeinde Amden, Raffeisenbank Schänis–Amden, Amden& Weesen Tourismus und ein anonymer Gönner. Auswegloses Ende Zum Schluss gelangt das Publikum in eine Enzlerische Manipulation, er zwingt die Zuschauer auszuharren. Währenddessen hantiert er an seinem kargen Bühnenbild herum, lässt sich dabei viel Zeit. Er meint beschwichtigend, das Publikum solle die Situation aussitzen. Publikums-Stimmen • Enzlers Kunst lebt von der Sprache • er hält dem Besucher den Spiegel hin • scheut sich nicht vor heiklen Themen • flucht zu viel, sonst kantig und ehrlich • macht überraschende Vergleiche • unterhaltsam; picke mir Sinnvolles heraus • ein Abend mit vielen Pointen 11. Mitgliederversammlung 2017Die 11. Mitgliederversammlung wurde im Zentrum für Asylsuchende Bergruh in Amden abgehalten. Im ersten Teil wurden die Traktanden durch den Tagespräsidenten Thomas Angehrn routiniert abgehandelt. Der Verein Kultur Amden freut sich, über die Wahl der neuen Präsidentin Rösli Ackermann, Betlis. Rösli wurde in den Reihen von Kultur Amden herzlich willkommen geheissen.
Im zweiten Teil der Veranstaltung hat das Team der Bergruh über die tägliche Arbeit im Zentrum erzählt und den Betrieb und das Team vorgestellt. Asylsuchende haben anschliessend ihre sehr eindrücklichen und zeitweilen sehr bedrückenden Geschichten aus ihrem Leben erzählt. Ein grosser Dank geht an die Asylsuchenden, die vor der Versammlung den Mut fanden die persönlichen Geschichten zu erzählen. |
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