Bei der Begegnung mit dem Wolf: Auf keinen Fall davonrennenZu einem Rundgang im Arvenbüel mit Wildhüter Benedikt Jöhl hatte der Verein Kultur Amden eingeladen. Die interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfuhren viel Wissenswertes über die Aufgaben des Wildhüters und die Situation der Wildtiere in unserer Region. Auch das Thema Wolf kam zur Sprache.
Von Urs Roth Wildhüter Beni Jöhl startete den Rundgang mit einem Informationsblock im «Chapfstall». Er informierte kurz über die Aufgaben des Wildhüters ganz allgemein. Es sind dies grob gesagt die Beobachtung und der Schutz des Lebensraums für die Wildtiere, der Lebensgemeinschaften und der Wildbestände, die Kontrolle der Jagd, die Regulierung von Wildtieren in dringenden Fällen sowie Beratung und Öffentlichkeitsarbeit. Den Beruf des Wildhüters gebe es seit 1875, als in der Schweiz die Wildtiere praktisch ausgerottet waren. Der Aufsichtskreis von Beni Jöhl umfasst das gesamte Linthgebiet plus einen Teil des Toggenburgs und ist rund 300 Quadratkilometer gross. Eine Besonderheit sei, so Beni Jöhl, dass er gleich an zwei Seen anstosse, nämlich den Walensee und den Zürichsee. Dass der Lebensraum der Wildtiere auch der Lebensraum des Menschen ist, erläuterte er anhand eines Fotos aus dem Baugebiet. Wildtiere leben nicht nur in den Wäldern, sondern auch im Siedlungsgebiet. In seinen weiteren Ausführungen kam Beni Jöhl auf Aktuelles und auf besondere Begebenheiten in seinem Wirkungsfeld zu sprechen. Aus dem Alltag des Wildhüters In Bezug auf das Steinwild im Speer betitelte er das entsprechende Foto mit «Die Hoffnung stirbt zuletzt». Zwei Geissen könne man dort zurzeit feststellen, doch es fehle der Steinbock, um die Population zu gewährleisten. Dass unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen, zeige sich bei den Gämsen auf dem Ricken. Diese seien nicht bei allen willkommen, machen sie doch der Landschaft arg zu schaffen. Druck auf die Wildtiere entstünden unter anderem durch wildes Campieren im Wald oder in Waldnähe. In einem konkreten Fall habe er eine Person wegweisen müssen, die der Anordnung dann zwar Folge geleistet habe, aber allerlei Gerümpel zurückgelassen habe, das er dann habe wegschaffen müssen. In den letzten zehn Jahren seien verschiedene neue Arten in den Fokus gerückt, so zum Beispiel die Graugänse und der Biber. Ein nicht alltägliches Erlebnis schilderte Beni Jöhl, als er in Nesslau einen Biber aus einer Kläranlage befreien musste, der sich dorthin verirrt hatte. Zum Thema Luchs stellte Beni Jöhl fest: «Dem Luchs geht es heute gut». Dies nachdem er vor 25 Jahren, als er im Kanton St.Gallen ausgewildert wurde, grossen Widerstand erfuhr. «Die Region Amden/Weesen/Schänis hat wohl die grösste Luchsdichte im Kanton.» Sorgen mache dem Luchs allerdings eine Krankheit, die seine Fruchtbarkeit beeinträchtige. Je mehr der Mensch sein Tätigkeitsfeld ausweitet und die Natur in Anspruch nimmt, desto schwieriger wird es für die Wildtiere. Deshalb der Appell des Wildhüters am Schluss seines Infoblocks im Chapfstall: «Vor allem die Nacht gehört der Natur uns seinen Bewohnern!» Der Einfluss von Windenergie Für den Rundgang im Freien führte Beni Jöhl die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Aussichtspunkt Chapf und erläuterte die Situation sowohl in der Linthebene als auch am Ammler Berg. Auch hier war von Druck auf die Wildtiere zu hören, verursacht zum Beispiel durch die Autobahn. Nicht erstaunlich, dass hier, mit Blick auf die Linthebene, die Frage nach den Folgen von Windrädern für die Wildtiere auftauchte. «Eine schwierige Frage», so die Antwort von Beni Jöhl. Und diplomatisch fügte er hinzu: «Auch der Wildhüter braucht Strom in seinem Alltag, wie ihr alle auch». Dass der Wolf die Menschen beschäftigt, zeigte sich an der Frage einer Anwesenden: «Wie soll ich mich verhalten, wenn ich einem Wolf begegne?» «Auf keinen Fall davonrennen», so die Antwort. «Wenn du die Flucht ergreifst, könnte er dich als Beute betrachten». Schimpfen mit ihn soll man, in wegweisen. Und Beni Jöhl relativiert: «Meine Angst, einem unbegleiteten, nicht sozialisierten Hund zu begegnen, dessen Meister ihn möglicherweise schlecht behandelt, ist viel grösser, als einen Wolf anzutreffen. «Einstein» erledigt seine Aufgabe Den Abschuss des Anlasses machte «Einstein», der Hund von Beni Jöhl. Er erhielt die Aufgabe, eine erlegte Ente aufzuspüren. Artig folgte er einer Spur, jagte dann aber wie wild auf der Wiese beim Chapf umher. Er kam gar nahe an eine gefährliche Absturzstelle, so dass ihn sein Meister mit lautem Kommando zurückrufen musste. («Eine heikle Situation», sagte Beni Jöhl später.). Man bekam den Eindruck, der Hund könne die Aufgabe kaum erfüllen. Aber weit gefehlt: Schliesslich fand er doch die richtige Stelle und brachte seinem Meister die Beute. Sein Lohn: Applaus von den Anwesenden und überschwängliche Liebkosungen von seinem Meister. |
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November 2024
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